Samstag, 29. Oktober 2022

Riegelverkostung - Marabou Skotte

Diese Riegelware wurde mir von der werten Tovaritsch Galinskarovskajowitsch zur Verkostung zur Verfügung gestellt. Dafür Dank. 

Was steht drauf:  Chokolad med russin i nougatfyllning

 Hüftgoldfaktor: 270 Kalorien dat Stück

 Erster Eindruck: Alter Schwede, schon wieder so ein alter Schwede(nriegel) und diesmal so gestaltet, wie sich der Schwede, so steht zu vermuten, den Schotten vorstellt, also so mit einer Wurfbahn grün-rot-grün-karierten Kiltstoffs über dem gewohnten Marabou-Beigegelb und drunter nichts als …äh… nichts eben. Weil der Schott zu geizig für Unterbuchsen ist, bzw. ein ganzer Stamm sich eine einzige teilt… oder so. Dennoch fragt man sich, warum der Schwede ausgerechnet dem Schotten mit ausgerechnet einem Schokoriegel geschmacklich beizukommen sucht. Was wird uns erwarten? Das Innere des Riegels, so wie es auf der Hülle abgebildet ist, verspricht in seiner bräunlich-gräulich-vermantschten Anmutung mit vereinzelten, wie Knochensplitter imponierenden hellen Flecken jedenfalls nichts Gutes, Appetitliches, sondern eher eine bekannte Grausamkeit schottischer Provenienz, wo der Magen eines wegen allgemeiner Moribünde vom Dasein erlösten Wiederkäuers mit allerhand Unaussprechlichem gestopft wird, darunter das Fett seiner eigenen Nieren, antike Haferflocken und allerhand durchgedrehte Fleischabfälle, Schlimme-Augen-Wurst sowie Pureés von Pferdelippen, Ziegenknorpel und Kuheuter, dazu einen guten Klacks Schließmuskelsülze.

Nach Entkleidung von der Hülle hält sich das antizipierte Grauen noch zurück, denn selbige verbirgt lediglich zwei, kurze, flache, gänzlich unspektakuläre aber auch -bedenkliche Schokobarren von eher durchschnittlich-harmlosem Schokoladenaroma.

Mundhaptik: In der Tat bietet der Skotte keine „aufgeräumte“ Mundhaptik, da es sich goschenseits gleich so anfühlt, als hätte man in, sagen wir, chaotisches Gerümpel gebissen. Da ist neben einer gewissen nougatären Feistesse auch etwas grobstollig-knarziges, aber auch zäh-festes knorpeliges, das von darin befindlichen Haselnüssen und Rosinen herrühren mag. Vermutlich wurde diese Mundhaptik nicht nur nicht geplant oder designt, sondern sie wurde in bester kiltlüpfender sackpfeifender Wurschtigkeit geschehen gelassen, als Folge dessen, daß für die Zusammenstellung dieses Riegels wie auch für des Schotten Nationalgericht, das sparsame und rationalistische Prinzip des: „wat muß den wech?“ (und „ist dat überhaupt noch gut?“) angewandt und einfach alles, was noch von hinteren Regalen und nach dem Ausfegen aus den Bodenritzen der Speisekammer zu klauben war, in die Riegelpresse gefeuert wurde in der Hoffnung, daß es schon irgendwie zusammenpappt.

Geschmack: Es pappt. Und es schmeckt sogar, erstaunlicher- fast unheimlicherweise. Man muß sich eben darauf einlassen, über die Unordnung im Mund hinwegsehend, und sich daran erfreuen, daß man gerade einen schwedischen Schokoriegel verspeist, der mit Haselnuss-, Rosinen- und Nougatgeschmack eine skandinavisch gefärbte Hommage für ein unkonventionelles, unordentliches, rebellisches Völkchen darstellt, wo man als Mann im Rock geht und gerne beachtliche Konvolute brauner, zimmerwarmer Schlacke zur Stimmungsaufhellung hinunterstürzt, zum Musizieren dann in einen quäkenden Lederbalg bläst, als Sport Baumstämme rumschmeißt, Fässer rollt und – zumindest im Geiste und nachvollziehbarerweise – die verhassten usurpatorischen Engländer verdrischt. Und warum denn auch nicht?

Fazit: Die Wegzehrung für die Tageswanderung eines Schweden über holprige Stolperpfade in den nebelverhangenen schottischen Hochlandmarschen.

 



 

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