Donnerstag, 22. Dezember 2016

Riegelverkostung - Fry's Turkish Delight

Was steht drauf: Fry’s Turkish Delight. Turkish Delight wrapped in delicious milk chocolate. No artificial colours, same great taste.

Hüftgoldfaktor: 196 Kalorien dat Stück.

Erster Eindruck: Was für ein sonderbarer kleiner … Muck. Ein "türkischer Gaumenschmaus" wird einem hier in der Beschriftung dieses überaus übersichtlichen, aber schweren und kompakt anmutenden weniger Riegelchens als Klötzchens in Aussicht gestellt. Man möchte gleich in seine Schnabelpantoffeln schlüpfen, den Damaszener-Krummsäbel umschnallen und auf einem farblich das Metalliclila der Umverpackung nachempfindenden Teppich in das duftende, geschäftige, abenteuerliche Morgenland aus 1001 Nacht und mindestens ebensovielen verklärten Sehnsuchtsphantasien fliegen. Im Geiste schon bartzwirbelnd und mit ausladenden Gesten auf dem Nachtbasar um eine sonnenuntergangsfarbene Granatbrosche für die Angebetete feilschend, reiße ich den Umhüllungsschleier auf und lege einen mit akkuraten Quergraten verzierten tiefbrauen Quader frei, der reich nach Schokolade, Kokosbutter und einer feinen unbestimmten Note duftet, die etwas fruchtig-exotisches in sich trägt, wie die Dämpfe aus der mit Dattel- und Aprikosentabak geschwängerten Wasserpfeife des Geschichtenerzählers, die sich mit dem Aroma der frischen Zitronen und Sultana-Trauben auf dem Holzkarren des fliegenden Händlers mischen, der stehengeblieben ist, um zu lauschen. Nur wer dieser „Fry“ sein soll, erschließt sich einem nicht. Wahrscheinlich ist es der abendländische Schwiegersohn, den die immer schon rebellische Sulamid beschämenderweise geheiratet hat und der nun, da der Effendi endlich im verdienten Ruhestand ist, Alis Gaumenschmaus-Fabrik übernommen und umbenannt hat.

Mundhaptik: Hamdullilah, was für eine Abscheulichkeit! Möge der Sheitan Dich, Fry, in seine Gehenna holen und Dir im tiefsten, heißesten und furchtbarsten seiner Keller, in alle Ewigkeit das Fleisch von den Füßen peitschen! Da schließt man genüßlich die Augen, Maqam-Skalen auf Schalmeien und Darabukka-Rhythmen im Ohr, fühlt sich schon vorfreudig in samtweichen türkischen Honig, baclavaeskes Naschwerk, ja orientalische Herrlichkeit hineinschmausen und … beißt stattdessen in einen garstigen, sulzigen Klotz gelatinöser und auch noch hellilafarbener ganz und gar widerwärtiger Schwabbelschlotze! Die eigentlich appetitanregende Schokoschicht ist in Wahrheit eine miese Verräterin und verhält sich zu dem ungedeihlichen von ihr Umhüllten so, wie das hübsche hölzerne Hottehü zu den drin heimtückisch harrenden Helenen. Das ist der härteste Antiklimax, der mir riegelhalber je zugemutet wurde und es kann sich dabei nur um die Rache des Muselmanns an allen Ungläubigen und Apostaten handeln, die brüskeste Vertreibung (seit es Vertreibungen gibt) aus dem nicht einmal betretenen Paradies, das mundhaptische Äquivalent eines Selbstmordattentates in einem 1€-Gebrauchtsüßwarenladen, die Hadsch in die Hölle, ja um nicht weniger als Allahs fettglänzenden erigierten Mittelfinger.

Geschmack: Es wird noch schlimmer: die feine fruchtige Exotik im Duft war nur eine heimtückische Falle! Ein Lockmittel, um mich zu verleiten, in dieses wabbelnde Elend zu beißen, um dann einen Angriff mit chemischen Kampfmitteln auf meine Geschmacksknospen zu führen. Fort sind Trauben, Marillen und Datteln in milder Abendluft, das hier schmeckt wie ein Block Industriezuckergallerte, in den jemandem eine Flasche billigen Putzmittels mit schlecht imitiertem Orangenaroma gefallen ist, wie zerkaute Apfelsinenschalenstücke, die ein rachsüchtiger Mudschaheddin mit spektakulär unzureichenden Mundpflegegewohnheiten in einen Klumpen Aspik gespieen hat, wie der feist-geleeartige Abdeckerhof, zu dem aus der Weltorgangengemeinde ausgestoßene, völlig verkommene, gebrochene, besudelte, verunglückte und verdorbene Exemplare zum Verrecken geschickt werden!

Fazit: Das ist Dschihad in meinem Mund! Oh ich unglücklichseligster unter den Sterblichen, hat man schon je so ein Elend gesehen?