Was steht drauf: Rich Chocolate, Creamy Caramel, Smooth Nougat. Artificial Flavors.
Hüftgoldfaktor: 220 Kalorien dat Stück
Erster Eindruck: Weltraumtaxi Machiato. Daran erinnert mich auf den
ersten Blick die taxibeige Grundfarbe der Riegelhülse, die aber genausogut als
der mittleren Phase einer Latte Machiato (Milch mit bereits einigen wenigen
Kaffeeeindiffundaten) entsprechend empfunden werden mag und der
karamellen-hellbraune Galaxiennebel, der auf dem hellen Untergrund schwebend
wohl kosmisch-milchstraßige Assoziationen wecken soll, in mir aber vor allem
das geistige Bild wonnevoller Spiralen gerade in gemächlicher Einrührung
befindlicher Crema hervorruft.
Leicht angeschrägt darüber prangt
weißkontrastiert der förstergrüne, klassische Schriftzug, worunter der derart
aufs wartende Vergnügen eingestimmte naschend sein Werdende einer oben und unten durch jeweils eine dandyhaft
gezwirbelte Schnurrbarthälftenlinie eingefassten, englischsprachigen Information
teilhaftig wird, derzufolge eine geschmackliche Melange aus französischer
Vanille und Karamell erwartet werden darf. (Riegelaussehen und Geruch übrigens
wie bei handelsüblichen MilkyWay bzw. Mars)
Durch dieses Versprechen und die
ganze Aufmachung fühlt man sich zurückversetzt an einen mit dem Sommer flirtenden Spätfrühlingsfrühabend in
einer chicen französischen Stadt der belle epoque, wo man in einem populären Brasserie noch rasch ein koffeinhaltiges Heißgetränk zu sich nimmt, während
Droschken und die ersten dieser modernen Automobilisten in ihren knatternden
Kisten auf dem Kopfsteinpflaster vorbeiklappern, bevor einen der Kavalier de la
semaine mit gewichstem Schnorres, Zierdegen an der Seite und Pomade im Haar zum
brandneuen Cinématographen ausführt. Ich bebe vor Vorfreude….
Mundhaptik: Anbiß und Kauerlebnis könnten zarter, weicher und
gaumenscheichelnder nicht sein, wenn einem von zartesten, arbeitsunbedürftigsten und
in Stutenmilch und Gelee Royal zu vollendeter Geschmeidigkeit gebadeten
Brahmanenhänden eine in einen Kokon aus feinstem Elbenhaar gesponnene Cumulus-Wolke
in den Mund gebettet worden wäre. Wie ein goldener Wasserfall strömt aus der
Abbißstelle das Karamellfluidium in der Farbe reifsten Weizens, auf dem
vereinzelt noch bißhalber abgesprengte Schokoschollen schwimmen und fließt an
der es bettenden reinweißen Lade aus fluffigem Nougatschaum herab, daß über
diesen Anblick eine Ballade zu dichten man sich förmlich genötigt fühlt, die etwa
so zu beginnen hätte:
Aus dunklen, braunen
Hallen, aufgebrochen von des Kecken Biß
sich einst ein Strom
aus Karamell, los, endlich in die Freiheit riß,
wo er in güld’ner
Pracht und zähem Fluß in weiten Weltenraum
sich schnellte und
dann fiel, am Bißrand seiner weißen Lade Schaum
Geschmack: Ganz in den
Vordergrund drängt sich nicht sondern wird Mlle. Vanille mit gebührendem
Respekt der Vortritt gewährt, mag sie auch noch so unbourbonisch artifiziell sein. Auf der
samtig-breiten, aber ausreichend zurückhaltenden Schaumsüße mit den arabesques
au chocolat hie und da wirkt sie in ihrer unverdrossenen, klaren, leicht
koketten aber unaufdringlichen Präsenz im besten Sinne altmodisch und stolz
darauf, wie Omas knarzende Kaffeemühle mit der geschwungenen Kurbel und wie
Großvaters Grammophon auf dem ein hölzerner, handbemalter Trichter den
musikalischen Granden aus den Tiefen der Riefen der glänzenden Schellackplatten
zu wahrer Größe und Zeitlosigkeit verhalf und zwar nicht trotz, sondern wegen
des Kratzens, das dem eitlen Anspruch steriler Perfektion den Spiegel vorhielt,
um sein Gesicht als Fratze zu entlarven.
Fazit: Also diese Milky-Wayer verstehen was von Riegeln. Alles
richtig gemacht. Ein wundervoll aus der Zeit gefallenes, kosmisches
Naschvergnügen.