Freitag, 15. Februar 2013

Riegelverkostung - Take 5

Was steht drauf: "5-layer bar. Made with Chocolate, Pretzels, Peanut Butter, Caramel and Peanuts - Sweet, Salty, Chewy, Crunchy, Delicious!"

Hüftgoldfaktor: 200 Kalorien für zwei Einzelteile

Erster Eindruck: Holla! Welch enigmatisches, nonkonformistisches Produkt. An diesem Riegel ist alles anders. Angefangen damit, daß es sich gar nicht um einen eigentlichen Riegel handelt. Nicht einmal um "einen", sondern zwei. Bei der Bezeichnung des Produkts fragt man sich zuerst, ob es sich dabei um einen Imperativ (man denke an das analoge aber mit dem 0,4-fachen auskommenden deutsche Bonbon-Pordukt) oder den Jargon Filmschaffender handelt. Angesichts der ausgelobten 5 Schichten ist ersteres wahrscheinlicher, doch das einzige, was an dem Produkt wirklich "nehmbar" erscheint, sind die beiden Verzehreinheiten in der Packung. Wie auch immer, die Form einer Einheit entspricht jedenfalls mehr als einem Riegel eher einer etwas verbreiterten und dafür leicht coupierten Printe mit einer ein wenig stärker strukturierten Oberfläche. Geruchlich kündigt sich neben der Schokolade und trotz der Vielzahl an angepriesenen Komponenten nur die Erdnuss(butter) an.


Mundhaptik und Geschmack (ungewöhnlicher Riegel verlangt ungewöhnliche Rubrikenzusammenfassung): Im Fall von Take-5 wird dem speisenden Rezensenten die Arbeit der Beschreibung praktisch schon abgenommen (s. "Was steht drauf"): "Süß, salzig, 'kauig', knusprig, köstlich". Das trifft es schon recht leidlich. Ich würde noch hinzufügen, daß der Verzehr von Take 5 wenn nicht eine Überflutung so doch eine große Fülle an Reizen beschert. Der Abbiss ist leicht bröselig, der Riegelkorpus dabei sehr dicht und kompakt, da ohne cremige oder schaumige Bläh- oder Füllmasse aufgebaut. Kann man mit keinem anderen Riegel vergleichen Das Kauen gestaltet sich abwechslungsreich und aufwendig, da die Brezelstücke und Erdnussfragmente zerknuspert und mit dem leicht zähen Karamell, der bräsigen Erdnussbutter und der Hüllschokolade vermengt werden wollen. Die Ansicht des Querbisses läßt dann auch wahrhaftig die makroskopische Unterscheidung der 5 Komponenten zu - beeindruckend!
Aber auch geschmacklich wird hier einiges geboten: ein Grundakkord aus Schokolade, Erdnuss (Nuss und Butter gut gegeneinander balanciert) und Karamell mit leicht salzigen Arabesken und einem kaum aber eben doch noch eben wahrnehmbaren "Oberton" aus von den Brezeln herschmeckender Laugigkeit. Beim ersten Bissen entfaltet sich dieses Potpurri ob der initialen Überforderung der Geschmacksknospen noch gar nicht richtig und man muß die Bissen sorgfältig zerschmausen, um wirklich alle geschmacklichen Nuancen zu erkennen und, der eigentliche Clou von "Take 5", im Zusammengang zu erleben. Diese Arbeit sollte man sich aber unbedingt machen und wird dafür mit einer echten Delikatesse belohnt. Ein wahrhaft komplexes kleines Geschmacksvergnügen.


Fazit:  Ein hochinteressanter, ungewöhnlicher und köstlicher "Riegel", der seinesgleichen sucht und - wenn diese Welt eine bessere wäre - auch in Deutschland finden würde.


Sonntag, 10. Februar 2013

Riegelverkostung - Reese's Fast Break


Was steht drauf: "Milk Chocolate, Peanut Butter and Nougats"

Hüftgoldfaktor: 260 Kalorien dat Stück

Erster Eindruck: Orangene Farbe bei den Verpackungen scheint ja ein verbindendes, wenn nicht gar als corporate design beabsichtigtes Merkmal der Riegel des Herstellers "Reese's" zu sein. Auch Fast Break kommt recht orangefarben verpackt daher. Der sprachsensible Riegelschnabulateur stutzt natürlich sofort beim Nougat-Plural in der Riegelaufschrift und freut sich auf die zu erwartende (weil ihm wahrscheinlicher als eine bloße orthographische Fehlleistung in der Beschreibung vorkommende) Nougatvielfalt.
 Die Form des Riegels erinnert dann in ihrer vom Quader eher zur Kuppel strebenden Form an Wonderbar und ohne die Spannung nehmen zu wollen kündige ich an, daß sich dieser Vergleich auch in anderen Aspekten des Produktes empfiehlt. Die Oberflächenstruktur beispielsweise ist wonderbaresk leicht bewegt und der Geruch beim Öffnen der Umhüllung trägt neben kräftigen Schokozügen auch das unverkennbare doch noch hintergründig sich eintragende Signum der Erdnuss.

Mundhaptik: Beim Erstanbiss remineszieren sofort die haptischen Eindrücke, die sich beim Verzehr von Wonder- aber auch Starbar und weniger stark auch noch von Nutrageous (vom selben Hersteller) mir eingeprägt hatten, wiewohl Fast Break durch seine Zusammensetzung noch eine gewisse Individualität behaupten kann. Durch Inaugenscheinnahme des Querbisses erkennt man den Grund: auf einer Schicht aus weißem Nougat, die das Fundament des Riegels bildet, wölbt sich ein Tunnel aus plurallegitimierendem braunem Nougat zur Kuppel hinan. Der Durchgang des Tunnels schließlich ist gefüllt mit Erdnussbutter.
Es bedarf daher schon aufmerksamen Kauens und sortierlicher Mundarbeit, um die nur um Nuancen verschiedenen Dichtig- und Festigkeiten der drei Schichten zumindest einen kurzen Moment noch differenzieren zu können. Spätestens nach dem dritten Zubeißen dürfte sich aber auch beim alertesten Verzehrer die Unterscheidbarkeit der Schichten und damit zu Wonderbar verkaut haben.

Geschmack: Wow, intensiv. Vielleicht sogar leicht zu intensiv. Der Geschmack ist wie eine Wand aus Süße und starker, schon deutlich aber noch moderat salziger Erdnussigkeit (bei, wie so oft ausbleibender Mitschmeckbarkeit der Hüllschokolade), die den Unvorbereiteten und erst recht den Erdnussindifferenten im ersten Moment überwältigen könnte.
Bei nachvollziehbarerweise gegebener Grundähnlichkeit zu Wonder- und Starbar ergibt sich hier die Eigenständigkeit von Fast Break durch die klar durchschmeckenden aber dabei vor allem süßmachenden Nougats. Man muß erwähnen, daß diese Kombination dabei keineswegs den Eindruck zwingender Stimmigkeit hervorruft und sicher nicht massenkompatibel ist. Wenn man den ganzen Riegel verzehrt hat, ist man zwar noch nicht malade, fühlt sich aber, dem Namen des Produkts zum vollkommenen Trotz, doch so aufwendig ernährt wie nach der Einnahme einer deftigen Vollmahlzeit, was ja durchaus nicht im Sinne eines zwischendurch ‘mal eben einen Schokoriegel Verspeisenden sein muss. Tränke ich und verstünde ich etwas von Wein, empfähle ich wohl einen schweren Burgunder als Begleiter zu Fast Break.

Fazit: Ganz bestimmt special interest. Alle, die Wonder- oder Starbar nicht mögen, müssen von Fast Break Abstand nehmen. Aber auch den Freunden jener Riegel kann der vorliegende nicht ohne weiteres empfohlen werden. Mit Vorsicht und vermutlich nur in schwülen Sommernächten zusammen mit düsterer Poesie zu genießen.






Freitag, 1. Februar 2013

Riegelverkostung - Drifter

Was steht drauf: "Crispy Wafer dipped in chewy caramel & covered in chocolate"

Hüftgoldfaktor: 131 Kalorien pro Einzelriegel (also x2)

Erster Eindruck: In Format der Verpackung und Aussehen der Einzelriegel stark an Raider (ja, Raider!) erinnernd. Die Einzelriegel weisen lediglich etwas stärker konturierte Kanten und eine detaillierter strukturierte Oberfläche auf als Raider. Olfaktorisch nur bei extremer nasaler Annäherung wahrnehmbar. Das Design der Verpackung ungewohnt oldschoolig, ohne moderne Glitzer- oder Metalliceffekte.

Mundhaptik: Drifter verhält sich ziemlich genau so, wie ein etwas verschlankter Kern eines Lion-Riegels in Schokohülle (also auch ohne die typischen Cereal-Spheroide, die Lion seine unregelmäßige Oberfläche geben). Das heißt, der Abbiss ist zäh-knusprig, aber nicht bröselig. Man muß den Korpus also ganz durchbeißen, er bricht nicht ab einer bestimmten Bisstiefe von selbst ab. Mundhaptik und Kaugefühl ist ebenfalls so, wie man es bei einem auf den Kern reduzierten Lion erwarten würde. Also leichtes Knuspern durch dünne Waffelscheiben gepaart mit perfekt abgestimmter Karamell-Zähigkeit (das englische "Kauigkeit" trifft es besser, weil es nicht so negativ klingt nur leider im Deutschen noch nicht existiert: bis jetzt). Sehr angenehm: aus Freude am Kauen.

Geschmack: Das Fachwort an dieser Stelle dürfte "schmackofatz" lauten. Wenig überraschenderweise setzt sich die Analogie zum hypothetischen Lion-Kern auch beim Geschmack fort. Wer Lion mag, wird also auch Drifter schätzen. Mir gefällt es sogar noch eine Idee besser, weil die Bissen mundlicher sind und sich durch das besser balancierte Verhältnis von Oberfläche (Schokolade) zu Volumen die Schokolade etwas pointierter im Gesamtgeschmacksbild in Szene setzen kann.

Fazit: Der "Drifter", den man in etwa mit "Bummler" übersetzen, sich aber auch als Erinnerung an populationsgenetische bzw. geophysische Konzepte gefallen lassen könnte, hat mich, der ich ein Freund des Lion-Riegels bin, überzeugt und froh gemacht. Das braucht Deutschland jetzt!




Und hier präsentiert Charlott das Produkt: