Freitag, 11. Oktober 2019

Riegelverkostung – Sójové řezy


Die im folgenden zu testende Riegelware wurde von Jan „Stift“ E. und Bunnyca G. beim Tschechen erworben und mir für Begutachtungszwecke großzügig überlassen. Dafür Dank. 



Was steht drauf:  Zora; Original, Obsahuje sojovych vlociek 30% (was auch sonst?!)

Hüftgoldfaktor: 211 Kalorien dat Stück

Erster Eindruck: Die roooooote Zora! So steht es rot unterlegt links oben im Eck auf der ansonsten sonnengoldorangenen Hülle, die am rechten Rand eine weitere Reminiszenz an selige Jugendtage aufbietet: eine gelbe Scheibe, die eine Art Leuchtspur hinter sich her zieht und somit nur als das renitente, quietschgelbe, sprechende und vermittels 80er-Jahre-halber noch arg unvollkommener Computergrafik ins Dasein beförderte Leuchtwesen „Zini“ aus „Spaß am Dienstag“ interpretiert werden kann. Diese beiden Uraltbekannten aus Kinderfernsehtagen geben denn auch ein wenig Halt, angesichts des ganzen fremden tschechischen Kauderwelsch, das, zusammen mit dem sehr kurz-kompakten Rollenformat dieses „Riegels“ eher einen überaus merkwürdigen Ausflug nach Bizarrohausen anzukündigen scheint.
Diese Annahme wird bei Entkleidung des Röllchen voll und ganz bestätigt, denn zum Vorschein kommt tatsächlich eine fahlgelbe, wie dichter, ungebackener Plätzchenmürbteig imponierende und intensiv nach Maracuja riechende Walze, mit matter und mit irgendetwas bestäubter Oberfläche, die offenbar um das Verzehrtwerden ersucht. Nun gut, ich begreife mich als Entdecker und furchtlosen Mann der Wissenschaft, der ohne zu Zagen in Riegel beißt, in die nie zuvor ein Mensch… ich schweife ab. Also, Mund auf, Augen zu und …

Mundhaptik: Beim Barte Darwins, was in drei Trumps Namen soll DAS denn sein? Der Biß in dieses infernalische Gebilde offenbart sogleich eine schockierende Mischung aus trockener Mürbig- und pappiger Zähigkeit, deren Schöpfer es sich augenscheinlich zum Vorsatz gemacht hat, eine besonders unattraktive und abstoßende Mundhaptik zu erzeugen. Diese hygroskopische Ausgeburt von einer Naschware im Munde dulden und kauen zu müssen, ist ein heroischer Akt der Selbstaufopferung und um nichts erbaulicher, als mit dicken Fellstiefeln durch einen verfluchten Sumpf stapfen zu müssen, auf dessen Untergrund sich Löcher mit zähem, klebrigen Schlammblubber und Gruben mit grobkörnigem Sand oder besser Splitt abwechseln, die widerlich hartnäckig und einander ergänzend und vervollständigend und Schichten bildend überall an den Quanten pappen bleiben und von oben in sie hineinschwappen, die daraufhin bei jedem Schritt schwerer und massiver werden und einen alle naselang anhalten lassen, um immer wieder, mühsam und mit den Händen das geradezu enthusiastisch haftende Geschmiere abzustreifen, nur um mit dem nächsten Schritt abermals in eine fette Schlammsuhle zu treten.

Geschmack: Und mit Maracuja hat dieser fangoeske Freßmörtel, diese pappige Spackpaste, dieser vermaledeite Mampfmölm von Riegelrolle natürlich auch nichts zu tun (was es aber – unintuitivitätshalber - auch nicht unbedingt besser machen würde). Den verkommenen Tschechenknilchen, die diese Entartung von Süßware hervorgeteufelt haben, ist es nämlich tatsächlich gelungen, das Ding nur den Geruch artifizieller Maracuja (mit artifiziellen Aprikosenanleihen) verströmen zu lassen, der, beim Kauen ganz deutlich wahrnehmbar, den Esser nur verspotten soll, wenn es zu spät ist und er merkt, daß die zäh-mürbe Spachtelmasse, die er da gerade verspeist, mitnichten nach guter Südfrucht und lediglich nach einer abartig entglittenen Mischung aus Tapetenkleister, Haferschleim und Melasse mit leichter aber fader Kokosnote schmeckt. Das kommt der Heimtücke gleich, die diabolische Mitmenschen obwalten lassen, wenn sie zur Tarnung nach einem gewaltigen, Tex-Mex-Essen-geboosteten Stuhlgang eine halbe Dose „Fichtenduft“ am Tatort versprühen und der nächste Badbesucher dann vor der Tür noch denkt: „Mmmh, Fichte!“ bis er eintritt und entsetzt feststellt, daß er sich nun in einem Raum aufhalten muß, in dem es einfach nur riecht, als hätte jemand mit Schmackes in den Wald geschissen.

Fazit: Ich bin fast sicher, daß es sich hierbei um ein Mißverständis und gar nicht um verzehrintendierte Riegelware handelt. Die tschechische Aufschrift heißt ziemlich sicher soviel wie: „Mit Kleister und Industriezucker verklebter Bauschutt. Nicht zum Verzehr geeignet, bitte gesondert entsorgen. Jetzt 30% noch weniger lecker.“