Die im folgenden zu testende Riegelware wurde von Jan „Stift“ E. und Bunnyca G. beim Tschechen erworben und mir für Begutachtungszwecke großzügig überlassen. Dafür Dank.
Was steht drauf: Zora; Original, Obsahuje sojovych vlociek 30%
(was auch sonst?!)
Hüftgoldfaktor: 211
Kalorien dat Stück
Erster Eindruck: Die
roooooote Zora! So steht es rot unterlegt links oben im Eck auf der ansonsten
sonnengoldorangenen Hülle, die am rechten Rand eine weitere Reminiszenz an selige
Jugendtage aufbietet: eine gelbe Scheibe, die eine Art Leuchtspur hinter sich
her zieht und somit nur als das renitente, quietschgelbe, sprechende und vermittels
80er-Jahre-halber noch arg unvollkommener Computergrafik ins Dasein beförderte Leuchtwesen
„Zini“ aus „Spaß am Dienstag“ interpretiert werden kann. Diese beiden
Uraltbekannten aus Kinderfernsehtagen geben denn auch ein wenig Halt,
angesichts des ganzen fremden tschechischen Kauderwelsch, das, zusammen mit dem
sehr kurz-kompakten Rollenformat dieses „Riegels“ eher einen überaus
merkwürdigen Ausflug nach Bizarrohausen anzukündigen scheint.
Diese Annahme wird bei Entkleidung des Röllchen voll und
ganz bestätigt, denn zum Vorschein kommt tatsächlich eine fahlgelbe, wie
dichter, ungebackener Plätzchenmürbteig imponierende und intensiv nach Maracuja
riechende Walze, mit matter und mit irgendetwas bestäubter Oberfläche, die offenbar
um das Verzehrtwerden ersucht. Nun gut, ich begreife mich als Entdecker und
furchtlosen Mann der Wissenschaft, der ohne zu Zagen in Riegel beißt, in die
nie zuvor ein Mensch… ich schweife ab. Also, Mund auf, Augen zu und …
Mundhaptik: Beim
Barte Darwins, was in drei Trumps Namen soll DAS denn sein? Der Biß in dieses
infernalische Gebilde offenbart sogleich eine schockierende Mischung aus
trockener Mürbig- und pappiger Zähigkeit, deren Schöpfer es sich
augenscheinlich zum Vorsatz gemacht hat, eine besonders unattraktive und
abstoßende Mundhaptik zu erzeugen. Diese hygroskopische Ausgeburt von einer Naschware
im Munde dulden und kauen zu müssen, ist ein heroischer Akt der
Selbstaufopferung und um nichts erbaulicher, als mit dicken Fellstiefeln durch
einen verfluchten Sumpf stapfen zu müssen, auf dessen Untergrund sich Löcher
mit zähem, klebrigen Schlammblubber und Gruben mit grobkörnigem Sand oder
besser Splitt abwechseln, die widerlich hartnäckig und einander ergänzend und
vervollständigend und Schichten bildend überall an den Quanten pappen bleiben
und von oben in sie hineinschwappen, die daraufhin bei jedem Schritt schwerer
und massiver werden und einen alle naselang anhalten lassen, um immer wieder, mühsam
und mit den Händen das geradezu enthusiastisch haftende Geschmiere
abzustreifen, nur um mit dem nächsten Schritt abermals in eine fette Schlammsuhle
zu treten.
Geschmack: Und mit
Maracuja hat dieser fangoeske Freßmörtel, diese pappige Spackpaste, dieser vermaledeite
Mampfmölm von Riegelrolle natürlich auch nichts zu tun (was es aber –
unintuitivitätshalber - auch nicht unbedingt besser machen würde). Den
verkommenen Tschechenknilchen, die diese Entartung von Süßware hervorgeteufelt
haben, ist es nämlich tatsächlich gelungen, das Ding nur den Geruch
artifizieller Maracuja (mit artifiziellen Aprikosenanleihen) verströmen zu
lassen, der, beim Kauen ganz deutlich wahrnehmbar, den Esser nur verspotten
soll, wenn es zu spät ist und er merkt, daß die zäh-mürbe Spachtelmasse, die er
da gerade verspeist, mitnichten nach guter Südfrucht und lediglich nach einer
abartig entglittenen Mischung aus Tapetenkleister, Haferschleim und Melasse mit
leichter aber fader Kokosnote schmeckt. Das kommt der Heimtücke gleich, die
diabolische Mitmenschen obwalten lassen, wenn sie zur Tarnung nach einem
gewaltigen, Tex-Mex-Essen-geboosteten Stuhlgang eine halbe Dose „Fichtenduft“ am
Tatort versprühen und der nächste Badbesucher dann vor der Tür noch denkt: „Mmmh,
Fichte!“ bis er eintritt und entsetzt feststellt, daß er sich nun in einem Raum
aufhalten muß, in dem es einfach nur riecht, als hätte jemand mit Schmackes in
den Wald geschissen.
Fazit: Ich bin
fast sicher, daß es sich hierbei um ein Mißverständis und gar nicht um
verzehrintendierte Riegelware handelt. Die tschechische Aufschrift heißt
ziemlich sicher soviel wie: „Mit Kleister und Industriezucker verklebter
Bauschutt. Nicht zum Verzehr geeignet, bitte gesondert entsorgen. Jetzt 30%
noch weniger lecker.“