Was steht
drauf: Milk Chocolate, Coconut & Almond
Hüftgoldfaktor:
220 Kalorien dat Stück
Erster Eindruck: Mandelfreude. Ein so
scheinbar einfaches Wort, ein vermeintlich so naheliegender Name für einen
Riegel mit Mandeln stürzt mich sogleich in tiefe epistemische Verwirrung. Von
welcher Freude mag hier die Rede sein, von der, die mir der Verzehr durch das
enthaltene Mandelgut bereiten soll oder gar jener, die, wem? den enhaltenen
Mandeln oder doch der Mandel als
platonischer Idee zu empfinden zugetraut wird, wenn dieser Riegel seinem Zweck,
der ja notwendig seine Vernichtung, seine Verendlichung beinhaltet, zugeführt
wird? Gehört das Verzehrtwerden mithin zum kant’schen Zweck an sich selbst der einzig zu
Verzehrzwecken gepflanzten Mandel oder ist er bereits in der seinsmäßigen Mandelhaftigkeit,
aus der grundsätzlich Verzehrbarkeit emergiert, enthalten? Und was ist mit der
Kokosnuß? Wieso ist sie nicht Teil des Namens? Weil sie weder Freude bereiten
noch empfinden kann oder soll oder weil man sich aus unbekannten Gründen der
Asymmetrie der Beurteilbarkeit dieser Frage bei ihr weniger gewiß ist als bei
der Mandel und sie daher provisorisch unbeurteilt läßt? Wie ein fragender Mund
und zwei schräggestellte Mandelaugen darüber starren einen die Abbilder der Zutaten
von der in verschiedenen Blautönen gehaltenen Umverpackung an und werfen die
Frage auf den Esser zurück, der im Inneren derselben, auf einer weißen Papplade
drapiert, zwei kurze, pseudoovale Schokoschiffchen vorfindet, auf denen je zwei
Mandeln liegend unter Schokoguß festgehalten sind. Und während sich jene
Mandeln durch ihren Umriß verraten, bleiben sie doch unriechbar, wo vom
Schiffchen bereits eine leichte Kokosbrise herweht.
Mundhaptik: Ich
weiß auch, wie die Schiffchen heißen: Bounty, ohne Zweifel und die Mandeln sind
als blinde Passagiere an Bord, die zu inert, zu phlegmatisch und unwirksam sind,
um eine Meuterei auszulösen. Denn diese Chose kaut sich keinen Deut anders, als
jener vulgärkaribische Allerweltshalbriegel, dem man aus unerfindlichen aber
wahrscheinlich neckisch gemeinten Gründen zwei jener Rosaceasamen oktroyiert
hat. Es bietet sich dem Munde also ein
halbzähkauiges, koksfaseriges nicht unangenehmes Kaugut, in dem, je nach
Abbißstelle, mal mehr, mal weniger Mandelknack enthalten ist, was aber weniger
Freude als milde Irritation verbreitet.
Geschmack: Die
Freude an der Mandel kann hier wohl nur ein von seinen Fesseln freigesetzter
platonischer Höhlenbewohner empfinden, der sich von der Allgegenwart der seinen
Horizont aus Kavernenwänden füllenden, ja erfüllenden und alles andere
überstrahlenden Kokosprojektion abgekehrt, sich umgewandt und beim Lichte der
Idealwelt in der tiefsten geschmacklichen Tiefe der Wirklichkeit die reine Idee
der Mandel geschaut hat. So furchtlos, messerscharf und genau muß man schon
hinschmecken, wenn man im breiten, dröhnenden, beherrschenden, leicht
schokolierten Kokosgewitter, das sich aufmerksamkeitheischend über den
Geschmackspapillen entlädt und sie in Bann schlägt, das dünne, ephemere
Fistelarömchen der Mandelidee aufnehmen will, welches zumeist nicht einmal mehr
und nicht eigenständiger ist, als bloß die Summe des Nicht-Kokosseienden.
Fazit:
Mandelfreude bezeichnet also die Freude, über den eigenen epistemischen Mut,
die aufgebrachte metaphysische Sinnenschärfe, derer es bedarf, sich aufzuraffen
und scheinbar gegen alle Vernunft einen Funken vor der Feuersbrunst, einen
Tropfen im Wolkenbruch, ein Blatt im Urwald aufzufinden. Ich gehe jetzt zurück
in die Höhle um zu verkünden, was ich gefunden habe. Man wird mir keinen
Glauben schenken.