Freitag, 24. Februar 2017

Riegelverkostung – Moro Gold

Der im Folgenden zu verkostende Riegel wurde mir von Dina aus Australien mitgebracht. Dafür Dank.



Was steht drauf: A fistful of biscuity awesome crunch / Smooth Choc Packed with Biscuits Rolled in Chewy Caramel, All covered in Cadbury Milk Chocolate

Hüftgoldfaktor: 313 Kalorien dat Stück

Erster Eindruck: Einmal um die ganze Welt ist dieser Australier löblicherweise gereist bzw. gereist worden, um sich von mir vernaschen zu lassen. Dabei hätte er doch auch die Abkürzung durch die ganze Welt nehmen können, so sehr, wie mich die Abbildung des Riegels auf seiner blauenVerpackung an einen jener subterrestrisch rasenden Raketenwürmer erinnert. Wie ein aufgesperrter Schlund, geschürzt von einer goldgelben Karamellippe mit unregelmäßigen Bisquit-Zähnen darin scheint einen der Riegelquerschnitt förmlich anzuklaffen und zusammen mit seinem düster klingenden Namen „Moro“ daran zu gemahnen, daß, wenn man zu tief in den Riegel blickt, der Riegel auch in einen selbst zurückblickt.
Unter der Abdeckplane harrt dann der durch Grobheiten des Mitgeschlepptwerdens mannigfach gesprungene aber ansonsten glatthäutige, massiv anmutende und sich nach oben leicht verjüngende Moromonolith, dem neben dem typischen Cadbury-Schokoaroma noch eine andere, ungedeihlichere Duftnote entweicht, die etwas zugleich oxidiertes und raubtierhaftes trägt.

Mundhaptik: Die Mundhaptik läßt sich nicht anders beschreiben also so: man stelle sich vor, man ist ein prähistorisches, unterirdisch sich fortbewegendes wurmartiges Wesen, das mit Mund- und Kopfwerkzeugen sowie einer Körperform und -hülle ausgestattet ist, die es ihm gestatten, leicht und behende selbst durch festes, zähes Erdreich zu gleiten. Man stelle sich ferner vor, wie angenehm das warme, weiche Vorbeistreichen, die kosende und doch feste Umarmung jenes Grunds durch den man täglich geht, sich am Leibe anfühlen muß, wie prickelnd und belebend das gelegentliche Steinchen, das an einem entlangschubbert anmutet, wie befriedigend es ist, ins Immer-Feste vor sich einzugleiten, es dabei auflockernd und umwälzend zu verdrängen, sich Raum zu schaffen und es durchpflügend und an seinen Seiten hinter sich lassend wieder zu verdichten, wo es belebt wieder zur Ruhe kommt. Genau so ist es, Moro zu schmausen.

Geschmack: Wunderbar vollmundig, perfekt ausgewogen, zugleich karamellgolden und kontrabaßbehaglich schokoladig. Moro schmeckt, wie der Heimweg nach einem langen, staubigen Sommertag durch ein duftendes, westaustralisches Getreidefeld unter der gold-orangenen nicht mehr brennenden sondern nur noch wonnewarmen Abendsonne, wo das letzte Stück des Wegs in sanften Schwüngen abwärts geht, von wo man das unendlich vertraute hölzerne Farmhaus mit dem Schaukelstuhl davor und dem schiefen Windrad dahinter schon sehen kann, aus dessen langem Schatten sich gerade der träge, treue, alte Hofhund, der einen schon längst kommen gehört hat, erhebt, um einem wedelnd und zusammen mit dem Duft aus dem Steinofen, in dem gerade frisches Brot backt, entgegenzukommen. Moro schmeckt wie Friedensgeläut am Abend, wie eine schwielige, ehrliche, warme Hand, die einem schwer und tröstend auf die Schulter gelegt und lange nicht weggenommen wird, wie der Akkord, der auf „coming home“ in einem Country-Song gespielt werden muß, wie der bittersüße Augenblick in dem Fernweh sich endlich zu Heimweh wandelt.

Fazit: Was könnte schöner und befriedigender sein: ein Riegel reist um die halbe Welt und gibt mir, so fern von seiner Heimat, da er in seinem Vergehen mir ganz sich schenkt, das Gefühl, endlich, endlich nach Hause zu kommen.