Samstag, 18. Juli 2015

Riegelverkostung – U-NO

Was steht drauf: „Rich creamy Chocolate – Rico Chocolate Cremoso“

Hüftgoldfaktor: 250 Kalorien dat Stück.

Erster Eindruck: Was will uns der Riegelschöpfer damit sagen? Das habe ich mich gefragt, als ich den Riegel in seiner an Alufolie erinnernden, silbrig-spiegelnden Hülle in Augenschein nahm. Ist das klug? Einem Riegel eine Verpackung anziehen, die den Esser in seine eigene vom Naschwunsch zerfurchte Fratze blicken läßt? Die großen weißen, blauunterlegten Buchstaben des Schriftzugs erinnern mich jedenfalls in Form, Farbe und Altbackenheit an die gute, altmodische BLOCK-Schokolade aus dem Backzutatenregal.
Und wie soll ich den Namen des Riegels verstehen? Soll er eine Anspielung auf das auf allen Campingplätzen dieses Planeten und in allen Ferienerinnerungen der Menschen meines Alters obligatorische Kartenspiel sein? Soll man es wie „You know“ aussprechen und wenn ja, wäre das doch aus philosophischer Sicht nicht überaus naßforsch? Man weiß ja vielleicht gerade, daß man nichts weiß. Qua Aufschrift aber zu suggerieren, daß man durch den Verzehr dieses spiegelnden Schlawiners zu einem Wissenden werde oder für die Inangriffnahme des Verzehrs gar bereits ein Wissender sein müsse, finde ich … sagen wir: keck.
Nun aber runter mit der Hülle: Ich hätte das gute Stück vielleicht essen sollen, bevor es mehr als einen Monat sein „best before“ überschritten hat und es eventuell auch nicht mehrmals in der Sonne schmelzen und erstarren lassen sollen. Sein arg ramponiertes Erscheinungsbild will ich ihm angesichts dieser Unbilden daher nachsehen. Sein intensiv schokoladiger Geruch weist jedenfalls auf hohe Kakaoanteile hin.

Mundhaptik: Als beiße man in eine Wolke. Leider in eine lauwarme, suppige Wolke aus Staub und Fett, die aus einem Kessel aufsteigt, in welchem übellaunige, arthritische und diabeteshalber einfüßige U-No-Hexen über einem prasselnden Feuer den armen Sarottimohren, nachdem sie ihn eigenhändig geschlachtet und entbeint haben, zu Sülze zerkochen. Was einem U-No, der unter der dünnen Schokohüllschicht vollständig aus jener elenden Schwammigkeit besteht, da in den Mund zumutet, hieße besser Oh-No und breitet sich rasch zu einer feisten, tranigen und auf schauderhafte Weise gaumenhaftsaugenden Pelzschmiere aus, die an die kränklichgelb ausgeflockten, öligen und schmatzenden Schwimmschäume aus den brackigen Becken übel beleumundeter Schmugglerhäfen erinnert, wo sie sich in der Peripherie spelunkiger Bierschwemmen-Hausboote um Abortrohre und Kombüsenverklappungsschächte herum ansammeln, im Takte der Gezeiten schwappen und wogen und irgendwann vermatscht mit grünen Algengespinsten an schimmeligen Molen pappenbleiben. Eigens zu betonen also, U-Nos Mundhaptik sei „unangenehm“, scheint daher so notwendig, wie fuderweise jener großäugigen Nachtvögel aus Batterien großrohriger Repetierhaubitzen in die hellenische Metropole der weißen Rosenherkunft zu ballern, wo im Angeschmack von U-No wohl selbst die Schaumgeborene Göttin einen Antrag auf Attributsänderung einreichen würde.

Geschmack: Jaja, sicher, die Schokolade schmeckt schon ganz unverkennbar vor und selbst die ruppige Behandlung, die ich meinem U-No-Exemplar habe zuteil werden lassen, haben den schieren Schokoladengeschmack nicht kaputtgemacht. Es schmeckt halt intensiv und nicht schlecht nach Schokolade, wie eine Mousse au chocolat in Riegelform. Nicht mehr aber auch nicht weniger.

Fazit: Man erlebt nicht alle Tage, daß einem ein eigentlich schöner Schokogeschmack von einer abenteuerlich widerwärtigen Mundhaptik kaputtzergruselt wird. Ein U-No-Verzehrtag ist ein solcher Tag.

 

Jetzt auch als Audio