Was steht drauf: o smaku waniliowym; Homemade Tradycja Jakość; od 1945, Recznie Wyrabiana
Hüftgoldfaktor: 265 Kalorien dat Stück
Erster Eindruck: Ach
Polen. Wenn ich diesen murkeligen Winzriegel unaussprechlichennamens „Chałwa“ betrachte,
wie er so daliegt, etwas plaste-ärmlich und irgendwie anrührend billig wirkend,
zu kurz gekommen, ohne jeglichen Glamour aber voller Unverständlichkeiten, in sich
zusammengekauert wie ein kleines, hungriges Tier, das ängstlich und verletzlich
und mißtrauisch gegenüber seiner Umgebung ist, dann stelle ich fest, daß alle
diese Assoziationen meinen Vorurteilen über Polen entspringen. Dieser Eindruck wird noch erheblich vertieft, wenn man Chałwa
seines plastilinen Mäntleins entkleidet und so den äußerlich wohl
jämmerlichsten, ostblock-anticharmantesten, jegliche Ästhetik bitter
verneinenden und alle Naschlust durch einen Bauchsteckschuß ermordenden,
hornhaut- und kartonage-beigen Stumpfkloben, jenes pockennarbenschrundige Elendsbettelklötzchen, jenen Nacktmull der Süßwaren
freilegt, das je ich zu probieren das Mitleid aufbringen mußte. Auch das sich durch eine Obergeruchsschicht von Sackleinen,
Oppas Cordbuchse und mutterkorngeküßter Gerstenspelze kämpfende Vanillenötchen hilft kaum, den ersten Eindruck zu verbessern.
Mundhaptik: Ich darf mal zitieren: „Ein Mensch dem Sprichwort Glauben schenkt: es kommt steht anders, als man denkt. Bis er dann die Erfahrung macht: genauso kam’s, wie er gedacht!“ Daran mußte ich denken, als ich, eine positive Überraschung beim Abbeißen und Kauen von Chałwa erwartend oder doch wenigstens erhoffend, tatsächlich in das Scheusal hineinbiß. Meist geht es ja von ganz unten wieder bergauf, nicht war? Nicht hier, es wurde gar noch tiefer gegraben. Denn was war? Nun, ich zitiere abermals: „Ganze Schnauze voller Sand!“ – In der Tat, die gesamte innere Struktur von Chałwa besteht aus zusammengepresster und vermutlich mittels schwarzer Magie in Form dieses leprösen Runzelbarrens gehaltener, staubtrockener, streugutartiger Materie, die sich im Mund um keinen Deut besser macht, als was man zu erdulden hätte, fiele man aus einem fahrenden Tatra vollrohrst Fresse voraus in die Sahara: ein widerwärtiger Kau-Kies, der so alt, räudig und unerfreulich ist, daß man ihn Richard nennen sollte.
Geschmack: Und wer
jetzt noch glaubt, der Geschmack werde es schon richten, werde einen schon
versöhnen, werde wie Aschenputtel glänzen am Ende des Märchens, hat wohl seinen optimistischen Glauben an ein glorreiches Jenseits
(der Mundhaptik) auf dem schwarzkatholischen Polenmarkt der Irrtümer gekl….
erworben! Von wegen Vanille! Wo soll hier bitte Vanille sein!? Das
Ding schmeckt auf einem unguten Fundament stumpfer Süße vor allem nach hochbetagtem, staubigem Sesam (!)
und seit den 50er Jahren weggeklemmten barschtschgeblähten Bolschewiken-Fürzen. Ein Geschmack, wie das zu Naschwerkimitat erstarrte, gebrochene Versprechen des Sozialismus, die
längst unglaubwürdig gewordene, neidbeige Absage an westlich-imperialistisches Wohlleben, eine aus Kerkerstroh geflachste, von bitterem Katholenheuchlerschweiß durchtränkte Büßerkutte, die in die Form jenes Quaders hochverdichteter Lustfeindlichkeit gepresst wurde.
Fazit: Es gibt in Polen wohl nichts zu holen, außer Schuhe ohne Sohlen und diese Handvoll Sandes im Getriebe des Wohlgeschmacks.