Montag, 10. Februar 2020

Riegelverkostung – Balaton Bumm


 Diese Riegelware wurde mir von der werten Tovaritsch Galinskarovskajowitsch zur Verkostung zur Verfügung gestellt. Dafür Dank.
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Was steht drauf:  Induljon A Nyermeny Fesztival!

Hüftgoldfaktor: 202 Kalorien dat Stück

Erster Eindruck: Na, hier ist ja ‘was los! Der Ungar, der bekanntlich keinen Weg macht, macht neben, bekanntlich, Gulasch und Flüchtlingen das Leben schwer offenbar auch Schokoriegel. Und die benennt er dann nach seinem bekanntesten Feriensee und der bekanntesten Comic-Onomatopoesie für die bekannteste stark exotherme Reaktion. Kann man ja mal machen. In Anbetracht der ungarischen Botschaften auf der Riegelhülle scheint der Riegel zum Verzehr auf einem Festival intendiert zu sein, ein Festival, dem, wie ebenfalls abgebildet viele Wesen auf einer breiten grünen Wiese beiwohnen, die das Ufer jenes Sees säumt, auf dem bereits ein (aufgeblasenes? oder qua magischer Kräfte ohnehin schwimmfähiges? jedenfalls regenbogenmähniges) Einhorn zu dümpeln kommt. Auch dies abgebildet. Bei einem solch psychedelisch-phantastischen Treiben sollte es, so die Riegelschöpfer, es wohl auch niemanden wunder nehmen, wenn hie und da etwas, und sei es eine Gulaschkanone, in die Luft fliegt. So deutet es auch die Abbildung des Riegels rechts am Rand an, dem vor lauter Wucht und Gebummse schon die croutonesken Keksbrösel in alle Himmelsrichtungen davongesprengt werden.
Ob es selbige Wucht war, die auch die Riegeloberfläche, sichtbar werdend nach Öffnen der Hülle, gesprengt und mit einer Landkarte aus Rissen überzogen hat, oder schlicht externe Mechanik durch barsche Behandlung wird indes in der Geschichte verborgen bleiben. Riechen tut Balaton Bumm allerdings genauso, wie eine Tafelschokolade, die eine ganze Festivalwoche unter einer mit Bieratem aufgepusteten Luftmatratze gelegen hat, auf der sich der dreadlockige, hanfgeräucherte und zu regelmäßiger Körperpflege ein ebenso liberales Verhältnis wie zur Monogamie pflegende Mondstrahl mit wechselnden aber immer naturbehaarten, mit Sanskritzeichen aus Henna verzierten und den Tanzschweiß noch nicht im See fortgewaschen habenden Gespielinnen auf Zeit gepaart hat. Also, nicht besonders frisch jetzt.

Mundhaptik: Balaton Bumm beißt und kaut sich im Prinzip wie ein gezähmtes Lion, dessen inneren Aufbau er auch in etwa nachempfindet: auf drei miteinander mit Zuckerpaste verklebten und in Längsachse angeordneten Waffellamellen liegt ein zähes, aber dünneres und weniger zäh als bei Lion imponierendes, fädenziehendes Karamellflöz auf dessen Oberseite ein paar Reiscerealspheoride schwimmen, das ganze eingehüllt in Schokolade. Dadurch, daß auch die Waffeln etwas dicker sind, hat Balaton Bumm weniger Biß und Zähigkeit und mutet so eben an, wie der Löwe, dessen Biß vom Vorübergeh’n der Stäbe so lasch geworden, daß er nichts mehr hält.

Geschmack: Er mag ja vielleicht den Kifferhunger stillen, der nach einer durchtanzten und –liebegemachten Nacht im Magen brüllt, dieser Riegel, aber eine Delikatesse ist er nicht und eine Geschmacksexplosion schon gar nicht. Etwas ermattet und fad, beliebig süßlich aber unkonturiert und gänzlich karamellfrei schmeckt dies Ding. Es ist eine Speise für die Anspruchslosen, die geschmackliche Entsprechung des Geruchs der Luft, die aus eben jener Luftmatratze nach (!) dem Festival herausgewalkt wird. Man ißt ihn, so wie man auch eine kalte Dose ja!-Ravioli mit ungeröstetem Fladenbrot aus der Plastiktüte ißt, eben nicht um des guten Lebens und höherer Confeseriekunst willen, sondern um rasch wieder zu Kräften zu kommen, um mit der kessen Erika auf dem Einhorn im See lümmeln zu können.

Fazit: Der Ungar hat keine Zeit für Schokoriegel, so tut er nur das mindeste, was geht. Balaton. Riegel. Mund auf. Bumm. Fertig. Schnell wieder raus ins bunte Leben, wo wummernde Bässe das Seewasser kräuseln.