Freitag, 1. März 2019

Riegelverkostung – Milka Choco Brownie


Was steht drauf:  x2 Brownies

Hüftgoldfaktor: 118 Kalorien der Brownie

Erster Eindruck: Hmpf, ich hatte ja eigentlich und nach gehabtem Debakel der Fa. Milka ans lilane Herz gelegt, sich auf Tafelschokoladen zu konzentrieren. Man hörte dort aber nicht auf mich und serviert nun also Brownies in Riegelform und –verpackung, derer gar zwei auf einmal, glaubt man der roten Banderole und denen, so darf man wohl annehmen, unter Hinzuziehung von Schokolade besagten Konzerns ins Dasein geholfen wurde. Wohlan denn: auf der im milkagewohnten Lila gehaltenen Verpackung tummelt sich nicht nur die nicht minder bekannt fehlfarbene Kuh, sondern auch ein fahler, simplizistischst graphierter und - die Kuh als Referenzmaß setzend - nicht maßstabgetreuer Schmetterling, der hier nicht nur irgendwie lieb- sondern auch gedankenlos gesetzt wirkt. Was will uns der Verpackungsgestalter, der sicher unter einer albernen Tätigkeitsbeschreibung wie ‚junior assistant package marketing design artist‘ firmiert, damit sagen? Daß die abbildungshalber auf der Packung aufeinander gelegten Brownies so leicht und fluffig sind, wie ein gigantischer, halbkuhgroßer Krickelfalter?
Auch albern: der immer wieder solcherorts anzutreffende Sprachdilettantismus: die Abkürzung „Choco“ für Schokolade ist im Englischen ungebräuchlich, da „chocolate“ in der gesprochenen Sprache bereits nur zwei Silben hat. Daß auf der Packung nun von „Choco“ statt Schoko-Brownies die Rede ist, läßt auf kenntnis- und gedankenarmes anglophiles Juvenilensprachgestümper und nicht gerade auf die Durchdachtheit des Naschwerks, um das es hier geht, schließen.
Im Inneren der Packung harren schließlich zwei kleine, an der Oberfläche etwas filzig wirkende Bärrchen, die, untypisch für Brownies, einen inhomogenen Innenaufbau, mit Filzdecken unten und oben und in der Mitte ein Schokoflöz, aufweisen. Intensiver, angenehmer Schokoladengeruch wird immerhin verströmt.

Mundhaptik: Nee, irgendwie nich‘ so. Einen echten, frischen Schokobrownie als Referenzrahmen setzend imponiert dieses Dingelchen zu trocken und zugleich zu locker und porös. Es fehlt das saftige, dichte, schokoschwere, und doch fluffige, ganz leichten Widerstand leistende Gefühl beim Kauen der Masse, der man die guten Zutaten, das mit Muskelkraft Gerührt- und mit keckem Finger vom  Teig Probiertwerden, die erwartungsfrohen Blicke durch die Ofenglasscheibe und das Frohlocken beim Rappeln des alten Küchenweckers, das das Ende der Backzeit anzeigt, abschmecken kann.

Geschmack: Stattdessen schmeckt man einen sterilen Schokoeinheitsgeschmack vor ordinärer Kloppsüße, schmeckt man fühl- und seelenlosen Technokratennaschrat, den der senior directing taste optimizing officer namens Joel-Dustin an seiner ihm von grauen Nahrungsmittelkonzerneminenzen vorgesetzten Kleinsüßwarengeschmacksentwurfs- und optimierungssoftware in seiner Nische im Großraumbüro entworfen hat, jener Nische, wo er ein Photo eines phallokratischen Statussymbol-Automobils in Ludenrot, das eines Tages sich leisten zu können er die unbegründete Hoffnung hegt, sowie eine Postkarte, die ihm niemand schickte, beschriftet mit „Don’t dream your life, live your dream“ (weil ihm dieser auf Deutsch bereits prügelstrafenwürdige Spruch nicht „stylish“ und „swag“ genug war), aufgehängt hat. Die Idee, diese Nichtswürdigkeit von riegelförmiger Nichtheit in den derer unbedürftigen Markt hineinzuzumuten, wurde durch eine falsch verstandene Auswertung von Fragebögen mißgeboren, in denen von gesichtslosen Verbrauchern im Internet, von denen 65% aus Botnetzwerken stammten, Erkundigungen über von ihnen festgestellte Marktlücken eingeholt wurden.

Fazit: Ein Riegel wie ein unerwünschter Anruf eines seine Sätze mit „Ja gut, ich sag mal“ beginnenden und mit „im Endeffek‘“ beendenden Telekommitarbeiters, der einem aus schierer Wurschtigkeit einen Vertrag aufschwätzen will, der noch schlechtere Konditionen hat, als der bereits bestehende. Oder um es mit „Carpathian Forest“ zu sagen: You are nothing. You are absolutely nothing.