Was steht drauf: x2 Brownies
Hüftgoldfaktor: 118
Kalorien der Brownie
Erster Eindruck: Hmpf,
ich hatte ja eigentlich und nach gehabtem Debakel der Fa. Milka ans lilane Herz
gelegt, sich auf Tafelschokoladen zu konzentrieren. Man hörte dort aber nicht
auf mich und serviert nun also Brownies in Riegelform und –verpackung, derer
gar zwei auf einmal, glaubt man der roten Banderole und denen, so darf man wohl
annehmen, unter Hinzuziehung von Schokolade besagten Konzerns ins Dasein
geholfen wurde. Wohlan denn: auf der im milkagewohnten Lila gehaltenen
Verpackung tummelt sich nicht nur die nicht minder bekannt fehlfarbene Kuh,
sondern auch ein fahler, simplizistischst graphierter und - die Kuh als
Referenzmaß setzend - nicht maßstabgetreuer Schmetterling, der hier nicht nur
irgendwie lieb- sondern auch gedankenlos gesetzt wirkt. Was will uns der
Verpackungsgestalter, der sicher unter einer albernen Tätigkeitsbeschreibung
wie ‚junior assistant package marketing design artist‘ firmiert, damit sagen?
Daß die abbildungshalber auf der Packung aufeinander gelegten Brownies so
leicht und fluffig sind, wie ein gigantischer, halbkuhgroßer Krickelfalter?
Auch albern: der immer wieder solcherorts anzutreffende
Sprachdilettantismus: die Abkürzung „Choco“ für Schokolade ist im Englischen
ungebräuchlich, da „chocolate“ in der gesprochenen Sprache bereits nur zwei
Silben hat. Daß auf der Packung nun von „Choco“ statt Schoko-Brownies die Rede
ist, läßt auf kenntnis- und gedankenarmes anglophiles Juvenilensprachgestümper
und nicht gerade auf die Durchdachtheit des Naschwerks, um das es hier geht,
schließen.
Im Inneren der Packung harren schließlich zwei kleine, an
der Oberfläche etwas filzig wirkende Bärrchen, die, untypisch für Brownies, einen
inhomogenen Innenaufbau, mit Filzdecken unten und oben und in der Mitte ein
Schokoflöz, aufweisen. Intensiver, angenehmer Schokoladengeruch wird immerhin
verströmt.
Mundhaptik: Nee,
irgendwie nich‘ so. Einen echten, frischen Schokobrownie als Referenzrahmen
setzend imponiert dieses Dingelchen zu trocken und zugleich zu locker und porös.
Es fehlt das saftige, dichte, schokoschwere, und doch fluffige, ganz leichten
Widerstand leistende Gefühl beim Kauen der Masse, der man die guten Zutaten,
das mit Muskelkraft Gerührt- und mit keckem Finger vom Teig Probiertwerden, die erwartungsfrohen
Blicke durch die Ofenglasscheibe und das Frohlocken beim Rappeln des alten
Küchenweckers, das das Ende der Backzeit anzeigt, abschmecken kann.
Geschmack: Stattdessen schmeckt man einen sterilen
Schokoeinheitsgeschmack vor ordinärer Kloppsüße, schmeckt man fühl- und
seelenlosen Technokratennaschrat, den der senior
directing taste optimizing officer namens Joel-Dustin an seiner ihm von
grauen Nahrungsmittelkonzerneminenzen vorgesetzten
Kleinsüßwarengeschmacksentwurfs- und optimierungssoftware in seiner Nische im
Großraumbüro entworfen hat, jener Nische, wo er ein Photo eines
phallokratischen Statussymbol-Automobils in Ludenrot, das eines Tages sich
leisten zu können er die unbegründete Hoffnung hegt, sowie eine Postkarte, die
ihm niemand schickte, beschriftet mit „Don’t dream your life, live your dream“
(weil ihm dieser auf Deutsch bereits prügelstrafenwürdige Spruch nicht
„stylish“ und „swag“ genug war), aufgehängt hat. Die Idee, diese
Nichtswürdigkeit von riegelförmiger Nichtheit in den derer unbedürftigen Markt
hineinzuzumuten, wurde durch eine falsch verstandene Auswertung von Fragebögen
mißgeboren, in denen von gesichtslosen Verbrauchern im Internet, von denen 65%
aus Botnetzwerken stammten, Erkundigungen über von ihnen festgestellte
Marktlücken eingeholt wurden.
Fazit: Ein Riegel
wie ein unerwünschter Anruf eines seine Sätze mit „Ja gut, ich sag mal“
beginnenden und mit „im Endeffek‘“ beendenden Telekommitarbeiters, der einem
aus schierer Wurschtigkeit einen Vertrag aufschwätzen will, der noch
schlechtere Konditionen hat, als der bereits bestehende. Oder um es mit
„Carpathian Forest“ zu sagen: You are nothing. You are absolutely nothing.