Freitag, 5. Juni 2020

Riegelverkostung – Marabou CRISP!


Diese Riegelware wurde mir von der hochgeschätzten Jane Fucking Silvery zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Dafür Dank.

Was steht drauf:  puffed rice and toffee

Hüftgoldfaktor: 292 Kalorien dat Stück

Erster Eindruck: Ok, es hat vielleicht damit zu tun, daß ich Molekularbiologe bin, aber bei „Marabou CRISP“ dachte ich natürlich als erstes an genetisch modifizierte Vögel. Der Marabou könnte doch ein schwedischer Verwandter von Scheitelkiebitz, Schinkenhäher, Marillentölpel und Miederhopf sein und wer dächte bei CRISP nicht gleich an CRISPR, die schöne neue Genschere? Man ist dem Marabou mit CRISPR dann gentechnisch so beigekommen, daß ihm statt Leber und Milz Organe wachsen, die als "Toffestis" und das dieses umgebende "Reisognom" bezeichnet werden und die bei richtiger Ernährung und Haltung fluffigen Puffreis und fein-cremiges Toffee hervorbringen, die zwar dem Marabou nichts nützen, aber dem, der ihn ißt. Diesen Organkomplex, der „Reistoffaktum“ genannt wird, kann man dann aus einem geschlachteten Genkultur-Marabou entnehmen in Schokolade eingießen et voilá bzw. Skröftagg!, wie der Schwede (vermutlich) sagt, hat man den hiesigen Schokoriegel, bzw. die beiden kleinen, schlanken, braunen, leicht knolligen Einzelriegel, die in der Verpackung warten (einzelne Reistoffakten sind zu kurz für lange Riegel) und ihren typischen, leicht muffigen Geruch von ältelnder Schokolade und Maraboukutteln verströmen.

Mundhaptik: Ich muß ein Exemplar von einem älteren, bereits geschlechtsreifen Exemplar erwischt haben, denn bei Abbiß und ersten Kauhüben zeigt sich bereits eine gewisse trockene Angemürbtheit wie von anfeuerbereitem Reisig, typisch für die erste Sklerosierungen und die einsetzende Hypohydrierung in den Puffreiskörnern in einem vorgealterten Reisognom. Kann man ja drüber streiten, manche mögen es genau so. Mein Riegel hatte seinen Zenit jedenfalls noch nicht sehr weit überschritten, denn ab dem dritten oder vierten Kauen erhob sich dann endlich das angenehm zähkauige Toffee aus der Reserve, das das spröde Bröseln der Reisspheroiden gerade noch rechtzeitig auffing, einwachste und beicremte und damit die gesamte Mundhaptik vor dem Abgleiten ins unangenehm verhärmte Trockenkeksasketische bewahrte und zu einer immerhin braven Gesamtakzeptabilität integrierte.

Geschmack: Ahja, der charakteristische Haugout bereits marabougonadensekretexponierter Reistoffakten ist hier unverkennbar und beginnt schon Händel mit dem Riechepithel noch bevor man überhaupt begreift, was hier alles zu schmecken ist. Da ist etwas Fratziges, Strenges das von den unreifen Preisselbeeren herrühren kann, mit denen man den Marabou gemästet haben wird und dann gleich dahinter dieses Muffig-Bockige, Störrische von einem Tier auf dem absteigenden Arm der Parabelbahn seines Lebens, das es, so schmeckt man den würzig-reifen kieferholzharzigen Noten ab, an einem Südwestfjord stehend verbracht hat, wo es durch die dort auf es einwirkende Nachmittagssonne dem Geschmack seines Inneren auch jene den Gesamtgeschmack mühsam zusammenhaltende, wiegende Generalbaßsüße erworben haben wird. Im Abgang scheppern diese geschmacklichen Komplementärfarben dann doch noch einmal kräftig aneinander und hinterlassen ein ganz sonderbares Bouquet, rauchig, schwer und alt, melancholisch und gleichsam anklagend wie das den kolossalen an seiner Art begangenen Verrat begriffen habende Glitzern in den Augen des letzten Dodo, kurz bevor sie sich für immer schließen.

Fazit: Ein fortgeschrittenes Riegelerlebnis für furchtlose Geschmackspioniere, kühne Confiserieconnaisseure und Leute, die sich mit Vögeln auskennen.





Montag, 1. Juni 2020

Riegelverkostung – Hobby


 Diese Riegelware wurde mir von der hochgeschätzten Jane Fucking Silvery zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Dafür Dank.

Was steht drauf:  Skaff deg en…

Hüftgoldfaktor: 160 Kalorien dat Stück

Erster Eindruck: Ob das überhaupt ein Riegel ist, der hier vor mir so schwedisch zu liegen kommt? Oder hat sich meine Wohltäterin im Laden vertan, versehentlich den schwedischen Baumarkt „Hobbyskjöttar“ (oder so…) betreten und mir statt eines netten nordischen Nascherchens eine Tube Fugenkitt aus der Hobbyecke mitgebracht? So fühlt sich „Hobby“ nämlich an: Statt mit für Schokoriegel gewohnter Härte und Starrheit imponiert dies flache, breite Ding etwas weichlich, und leicht zäh-verformlich, so, eben, als sei hier eine rechteckige Lage noch in Erhärtung befindlichen Moltofills in Alufolie eingeschlagen worden. Auch die Aufmachung, blau-rot-weiße, albern-abgerundete Buchstaben auf einer weißgestreiften Silberfolie, läßt eher an Sanitärfachbedarf als an Naschwerk denken, vielleicht eine besonders haftstarke Expoxidharzpaste, mittels derer sich auch Doppelwaschbecken kinderleicht und erdbebensicher an jede Wand festbomben lassen.
Zunächst erleichternderweise kommt unter der Abdeckung sogleich ein einladend wirkendes Schokobraun zum Vorschein, doch dann schlägt einem unmittelbar ein beunruhigender, irgendwie fruchtig wirkender Geruch entgegen, der aber erschreckend fremdartig und nicht festzulegend erscheint, so, wie wenn man sich langsam dem von der Bruchlandung aufgerissenen silbrig glänzenden Rumpf einer auf einem einsamen Heidelandstrich abgestürzten fliegenden Untertasse nähern und darin völlig bizarr geformte und gefärbte und leicht pulsierende aber unzweifelhaft als außerirdische Früchte erkennbare Gebilde gewärtigen würde.

Mundhaptik: Und weil man so doof ist und keinen einzigen Creatures-from-outer-Space-Horror-Film gesehen hat, langt man unbedarft zu, packt sich eins der schwammigen Frucht-Dinger, schlägt seine Zähne hinein und begreift einen Sekundenbruchteil später, welch’ entsetzlichen Fehler man gerade begangen hat: in der 'auchdünnen und wie die tückische Tarntracht eines Steinfisches die darin eingeschlossene tödliche Gefahr kaschierenden Schokohüllschicht liegt eine dünne Lage aus Wabbel auf einer ebensodünnen Lage aus gymnastikmattenartigem Schaum (wie das Zeug in Negerküssen, nur zäher). Diese beiden widerlichen Konsistenzen gleichzeitig von oben und unten mit den Zähnen zu durchdringen, jagt mir einen kalten Schauer der Abscheu den Rücken hinunter und läßt mich innerlich so heftig zusammenfahren, als wäre ich aus einem lovecrafteskem Alptraum hochgeschreckt, in dem ich von 100 m langen nachtschwarzen Weltraumpflanzententakeln, die mir brutal glibberige Schlotze und zähes, schaumiges Sekret in Mund und Nase gespritzt haben, getötet worden bin, nur um schweißgebadet festzustellen, daß dies nur ein Alptraum in einem Alptraum war, in dem ich ohnmächtig geworden bin, weil ich nämlich gerade bis zu den Schultern im quackelnden gelatinösen Galertkern im Inneren des Abdomens von Tarantula, der hochhausgroßen Monsterspinne, feststecke und wie von Sinnen mit den Armen rudere, und mich so verzweifelt wie vergeblich vor dem Ersticken in von den Spinnenmagenwänden in dicken Blasen herabtriefendem, ätzendem, ausflockendem, schmierig-speckigem Verdauungsschaum zu retten versuche.

Geschmack: Leider bekomme ich dabei immer wieder große Stücke der aufgewühlten Galerte und des tranigen Schaums in den Mund und stelle voller Entsetzen fest, daß dieses außerirdische Monstrum, diese Abartigkeit aus den tiefsten Schlünden des schwarzen, toten Alls, seinen höllischen gerinnenden Körpersäften eine Art Pfirsichgeschmack zu verleihen versucht hat. Natürlich ist dieser Geschmack auf katastrophale und seelenschindende Weise mißraten, entartet und verkrüppelt und stellt sich so als eine solch höllische Geschmacksabscheulichkeit dar, wie sie eben entsteht, wenn eine uralte, untote, zutiefst fremdartige und vollkommen unmenschliche Intelligenz in einem schwarzen Loch am Rande der fernsten Galaxien in ihrem äonenlangen Kälteschlaf von irdischen Pfirsichen träumt und dabei Hirnwellen in alle Richtungen aussendet, die sich Jahrmillionen später in einer als schwedisches Naschwerk getarnten Ausgeburt des Bösen materialisieren.

Fazit: Ich kann Hobby keine Empfehlung aussprechen.