Donnerstag, 19. September 2013

Riegelverkostung - Marvellous Creat!ons

dieser Riegeltest gehört zur Reihe "Australian Experience"



Was steht drauf: Jelly, Popping Candy & Beanies – Covered in delicious dairy milk milk chocolate


Hüftgoldfaktor: 227 Kalorien dat Stück.

Erster Eindruck: “Der Zirkus ist in der Stadt!” – das ist die erste Assoziation, die sich in mir heranbildete, als ich die Verpackung, die Farben und die beiden Schriftarten des Riegelnamens betrachtete. Sie ist bunt, wirkt ein bisserl altmodisch, unaufgeräumt und überladen und der Hintergrund ist so gestreift wie die Ringerleibchen der eisenbiegenden Starken Männer der fahrenden Zirkusse vergangener Zeiten. Die Beschriftung läßt ja zudem auf eine wahrhaft abenteuerliche Mischung schließen und die Vorahnung wird nach dem Aufreißen der Verpackung noch verstärkt, denn der Riegel ist zwar in einzelne Stücke unterteilt doch diese haben jeweils individuell verschiedene Formen und Oberflächen, unter denen gelegentlich schon ein bunter Farbschimmer hervorscheint, vermutlich, um wirklich auch dem letzten Naschanwärter deutlich zu machen, daß ihn unkonvent!onelles, sonderbares, verrrrrrücktes (das „rrrrr“ ist auszusprechen wie in „Herrrrrreinspaziert!“) erwarte. Der Schokogeruch ist, wie bei Cadbury-Produkten üblich, angenehm und wertig, verrät aber über den sonstigen Inhalt des Riegels noch nichts.

Mundhaptik: Man müßte wohl ein hyperkapnischer Psilocybinist, ein irrsinniger orthodoxer Weihrauchschwenker, ein erschöpfungsdelirierender haitianischer Vodun-Priester nach der Geisterbeschwörung sein, um das Spektakel, das Marvellous Creat!ons im Mund entfesselt, annähernd treffend zu beschreiben, weshalb ich dem nun folgenden Versuch wohl bereits im Voraus das Gescheitertsein zu konzedieren habe. Wahrhaftig: der Zirkus ist in der Stadt! Eingebettet in die Schokoladenpolyeder der Einzelstücke sind kleine quietschbunte Weingummizylinder und Smarties! Doch damit nicht genug: es finden sich auch ubiquitäre Fragmente dieser Knusperbrause aus Kindertagen, die im Mund so ein geräuschvolles Prasseln und Knacken erzeugt. So auch hier: während man die angenehm sanft nachgebende Schokolade zerbeißt und bas erstaunt die merkwürdigen Klänge aus dem eigenen Mund zur Kenntnis nimmt, turnt mit einem Salto ein typisch weich-galertiges Weingummi in die kauende Manege und als wäre das nicht genug, knackst man zuweilen auch noch einen Smartie entzwei. Ich fand das zu gleichen Teilen amüsant wie verstörend und behalf mir mit der Einrede, daß dieser Riegel nicht ernst gemeint oder nur zur Unterhaltung Heranwachsender konzipiert sein könne.

Geschmack: In die schmackhafte Grundierung solide-wertiger Cadbury-Schokolade mischen sich die nicht gerade perfekt dazu passenden Weingummigeschmäcker, die Smarties, die ja nur aus einer bunten Zuckerkapsel um einen Schokokern bestehen, vermochte ich nicht trennscharf herauszuschmecken und auch die Knisterbrösel sind nicht oder kaum eigenschmeckend. Bleiben also in der Hauptgeschmackssache Schokolade und Weingummi, deren Geschmackskombination nicht erhellend aber auch nicht richitg übel ist. Marvellous Creat!ons ist damit wohl die schokoriegelige Geschmacksentsprechung des Tellers eines Kindes, das an einem vollgeladenen Partybuffet ungehemmt extemporieren durfte und sich alles, was ihm schmeckt auf einmal aufgetan hat, ohne Rücksicht darauf, ob es zusammenpaßt, solange nur die Einzelkomponenten lecker und farblich extrem sind.

Fazit: Dieses Produkt ist eine brausende gustatorische Zirkusvorstellung mit Knalleffekten und allen Artisten auf einmal in der Manege. Verrückt, durcheinander und chaotisch, aber unterhaltsam.



________

Nachtrag bzw. -schlag: die oben fabrizierte Verkostungsrezension lässt sich im Prinzip auch auf andere Produkte der Marvellous Creat!ons-Reihe anwenden, denn das Konzept hinter den geometrisch gleichgestalteten Riegeln scheint zu sein, daß ein im Rheinland ausrangierter aber immer noch "jecker" Prinz Karnevall in der Fabrik des Herstellers an einem Fließband steht und mit irrem Blick und vollen Händen völlig randomisierte "Kamelle" aus stets wechselnden ihm vorgesetzten Trögen in die auf dem Fließband vorbeiziehende und der Erstarrung entgegenkühlende Schokomasse schmeißt. So entstehen dann Produkte wie
Banana Candy Peanut Drops & Choco Candy









Mittwoch, 4. September 2013

Riegelverkostung – Yorkie Raisin & Biscuit

dieser Riegeltest gehört zur Reihe "Australian Experience"

Was steht drauf: No artificial colours, flavours or preservatives

Hüftgoldfaktor: 277 Kalorien dat Stück

Erster Eindruck: Warum eigentlich Yorkie? Beziehungsweise was hat der Riegel mit York, New York oder Yorkshire Terriern zu tun? Wird dieses Produkt etwa vorzugsweise in jenen Städten oder von jenen Kreaturen verspeist? Jedenfalls hat Nestlé diesen Riegel in eine hübsche violett-metallicfarbene Verpackung gesteckt und seinen Namen in orange-gelb-changierenden klotzigen 3D-Blockbuchstaben mit rotem Powerrand draufgeschrieben. Der Riegel selbst besteht aus fünf Einzelbissen je in Form einer coupierten Pyramide mit „Yorkie“-Gravur auf der Schnittfläche, die in einigem Abstand voneinander auf einem quaderhaften, ca. 1 cm dicken Schokofundament aufgereiht sind. Der Geruch ist nicht intensiv, wenn man aber genauer hinschnüffelt, winkt einem aus dem Schokohintergrund auch schon ein Rosinenhändchen zu.

 Mundhaptik: Wenn man einen Pyramidenhappen komplett abbeißt, sieht man, daß selbst die Schokobasis mit Rosinen durchsetzt ist. Das Mundgefühl beim Kauen erinnert am ehesten an Tafelschokoladen der Sorte Trauben-Nuss, wo in eine feste Schokoladenmatrix knackig-trockene sowie fruchtig-weiche Elemente eingebettet sind. Hier allerdings rührt der zugestanden schwachbrüstige und zurückhaltende Knackakzent jedoch von Keksbröseln (der Angelsachse nennt Keksartiges bekanntlich und putzigerweise „Bisquit“) her, die laut Beschriftung in Yorkie hineinfabriziert werden. Wenn man dann den Querbiss einer Pyramide in Augenschein nimmt, kann man mit etwas Glück auch mal eines jener ominösen Keksnuggets angesichtig werden, die rundlich und selten wie Opale im Schokogestein verborgen sind. Speist sich insgesamt wenig spektakulär, mehr wie York als New York.

Geschmack: Der Hauptbestandteil, die Schokolade, ist hochwertig und wohlschmeckend und Yorkie bietet insgesamt eine völlig erwartungsgemäße, bodenständig-bürgerliche, freundlich-unheischige, „unkünstliche“ Schmackhaftigkeit, die dem Esser nichts zumutet, ihn nicht herausfordert und nur ausgemachte Rosinenverächter aus seiner Verzehrgemeinschaft ausschließt. Einen Yorkie zu essen gleicht vielleicht einer gemächlichen Fahrt in einem Bummelzug durch die Lüneburger Heide im Frühherbst, wo alles ist, wie es sein soll, behaglich und unaufgeregt, fade für manche, beruhigend für andere, wo die Fluren in gleichförmiger Frucht und Blüte stehen und nur hie und da ein versprengter heller Tupfen auftaucht, Heidschnucken für den Reisenden, Keksbrösel für den Yorkieschmauser.

Fazit: Yorkie eignet sich als Pausenvesper für gemütliche Landpartien, als erdende Speisung für Rekonvaleszente nach einer Überdosis Nouvelle Cuisine. Yorkie ist die Bratschenpartie in einer Haydn-Sinfonie.