Freitag, 9. Oktober 2015

Riegelverkostung - Cow Tales

Was steht drauf: „Artificially Flavored Caramel Apple" (uh-oh)

Hüftgoldfaktor: 110 Kalorien dat Stück.

Erster Eindruck: Ja was bist Du denn für einer?! So ein kümmerlicher Murkel von einem Riegel, der vielmehr so eine Art schlankes, längsachsenrotationssymmetrisches Rölleken ist, geriet mir ja wahrhaftig noch gar selten unter die naschbereiten Griffel. Und die Merkwürdigkeiten erschöpfen sich auch keineswegs im Formate, denn überaus rätselhaft erscheinen auch der braunrot umrandete Name und die konkomitant auf die Hülle gedruckten Cartoons, die den braunen Schattenriß eines über einen rotumrandeten, weißäugigen und leicht zerdetscht daliegenden Halbmond qua Hopser hinwegsetzenden Milchviehs und eines halb von flüssiger Schokolade übergossenen Paradiesapfels, wie ihn Menschen meiner und vorheriger Generationen sowie Asoziale jeden Alters vom Rummelbesuch kennen.
Dazu der Name, der "Kuhgeschichten" bedeutet, aber ausgesprochen auch als "Kuhschwänze" verstanden werden kann, was aufgrund seiner Form zumindest etwas näherliegend wäre, stünde da nicht der Plural. Nun enthält das in dieses enigmatische Mäntlein gehüllte Naschwerk aber, glaubt man den aufgedruckten Ankündigungen, so gar keine (über wieviele Zwischenstufen auch immer) von der Kuh stammende Komponenten, keine Milch, keine Schokolade, kein Hack, kein Sirloin und kein gar nichts. Wasch soll das?
Es bleibt dem in dadaistische Verwirrung gestürzten Rezensenten mithin nur, schwurbulant herumzufabulieren, daß uns dieses Produkt offenbar die Mär von der Überwindung, also dem Sieg der (US-amerikanischen) Cow-Boys über den halbmondartig am Boden liegenden Mohammedaner aufbinden will .... und außerdem: Paradiesapfel mit Schoko.
Aus Verwirrung wurde nach dem Abstreifen jener fragwürdigen Hülle sogleich Verstörung, denn untermalt von höchst künstlichem und seine mangelnde Natürlichkeit durch penetrante Intensität ausgleichen wollendem Apfelgeruch ohne jede Karamellnote gafft einem unverhofft die blutrote Fratze eines augenlosen, mehlbestäubten Plattwurms aus einer feist durchfallbraun-glänzenden Karamellcuticula entgegen, denn genauso sieht der Riegel dieses Stänglein aus. Die Assoziation, daß einem ein derartig gestalteter Schädling aus der heimischen Mehldose entgegenquakt, während man gerade nichts ahnend einige Scheffel der beliebten Backzutat schöpft, um sie seinem im Entstehen begriffenen Kuchenwerk beizumengen, ist so potent, daß sie aus einem Gruselfilm stammen könnte.

Mundhaptik: Mmmhmmm, angenehm kauig mit genau richtiger abgemessener Zähigkeit. Nicht unähnlich, jedenfalls, wie Haribo-Lassos, nur eine Idee zarter und, ich vermute durch das Karamell, irgendwie auch leicht sähmig-cremig, was zu Beginn irgendwie unintuitiv und eine Spur beunruhigend wirkt. Man muß sich halt zwingen, nicht an zermalmten, blutroten Riesenwürmerbrei in der Goschen zu denken aber sobald man sich einmal an diesem Unbehagen vorbei in das Stangerl hineingekaut hat, ist's eigentlich recht angenehm, vielleicht so, wie wenn man zuerst zögert, sich in einen warmen, blubbernden Schlickpfuhl, dem sonderbare Dämpfe entfleuchen, zu setzen, es aber dann, wenn man erstmal drinhockt, ganz knorke findet.

Geschmack: Ja nun. Korrespondierend merkwürdig natürlich doch abermals nach initialem Geschmackskulturschock gar nicht mal so übel, sofern man kein grundsätzlicher Verächter ultraartifizieller Aromen in seinem Naschwerk ist, man nicht unbedingt auf harmonierende Geschmackskomponenten besteht und es einem gelingt, oben exemplifizierte Assoziationen im Keim zu ersticken. Unter dem Kunstapfel knattert lässig und untertönig ein nicht minder künstliches Karamellfähnchen und zusammen watschelt dieses ungleiche, bizarre Pärchen Arm in Arm und erhobenen Haupts vorbei an ungläubig dreinschauenden Geschmacksknospen in den Sonnenuntergang ... will meinen Schlund.

Fazit:  Joa wos woar jetzad noch des do herinnen? Mit anderen Worten:  Äh... wassäh?





Paradiesapfel mit Schoko
Kuh über Halbmond











mehliger Plattwurm

blutrote Plattwurmfratze