Dienstag, 3. November 2015

Riegelverkostung - Snickers Peanut Butter

Was steht drauf: “2 Squares filled with peanut butter, caramel & nougat and covered in milk chocolate - Now with 25% more peanut butter – save one for later”

Hüftgoldfaktor: 125 Kalorien, dat Square.

Erster Eindruck: Dieses arme Snickers muß was an der Leber haben, so gelb und knubbelig wie es daherkommt! Das dachte ich mitleidig, als ich diesen gedrungenen, doppelknolligen kleinen Speisekameraden für seinen großen Augenblick hervorholte, diesen ironischen Moment, in dem jenes „Kichert“  der Vollendung seines Zwecks und zugleich seiner vollständigen Vernichtung würde zugeführt werden. Durch die ungewöhnlich derbe, plastinöse Hülle lassen sich zweifelsfrei die beiden diskreten, batzenartigen, eckigen Verzehreinheiten palpieren und wenn man dann den ersten freisetzt, wofür deutlich beherzteres Hinreißen nottut als bei der fimschigen, mönchsbraunen Gugel des großen, besser bekannten Bruders, kommt ein schokoladiges, relativ glattflächiges, feistes Klötzchen hervor, welches irgendwie an aus den Fugen geratenes Konfekt erinnert.
Beim Geruch bleibt man traditionell und erwartungsgemäß und gestattet sich keine Kapriolen.

Mundhaptik: Hmm. Also diese Erdnussbutter - und ich sage das durchaus als Erdnussbutterenthusiast - ist ja mundhaptisch oft ein Problem, zu dessen Kompensation es allerhöchster Confiseurskunstfertigkeit bedarf, es kann also gelingen, muß es aber keineswegs  und in diesem speziellen Fall gerät die Komponente nachgerade zur Hypothek für das zu verkostende Riegelgut, für deren Sicherheit dringend ein grandioser Geschmack einzustehen hätte, doch dazu später mehr. Die wattig-trockene Kletsche der E-Butter ersetzt im Volumen hier zu gleichen Teilen die Erdnüsse am Stück, das Karammelfluidium und die Candycreme aus dem Klassikerriegel. Von allen dreien ließ man schon noch etwas übrig, aber beherrschend schwärt im Zentrum doch eine spacke Ader jener drüschen Nussschlotze. Daher kommt es, wie es so oft kommt: es fehlt an gleitender Schmatzigkeit, wird zu trocken-staubig-pappig und man malmt letztlich lustlos im hygroskopischen Elend herum und hofft auf Wiedergutmachung durch Geschmacksklimaxe.

Geschmack: Doch Fehlanzeige. Wie ebenfalls so oft, wenn ein Dilettant der Naschwerkkomposition mit so etwas heiklem wie Erdnussbutter sein Unwesen treiben darf, entgleitet hier auch der Geschmack. Man nimmt doch auch kein gut eingespieltes Symphonieorchester, wirft die Hälfte der Streicher, Holzbläser und die Pauke raus, um sie durch eine unflätige und ungeniert bratzende Blech-Horde samt Heavy-Metal-Schießbude mit getriggerten Doublebases zu ersetzen und wundert sich dann über das Ergebnis, wenn diese sich im Uffta-Uffta-Rhythmus Roberto-fucking-Blanco covernd durch die traurigen Reste dessen fräst, was die Überbleibsel der Originalbesetzung vom zweiten Satz der Pastorale noch zustande bringen. Obacht und nur, daß wir uns nicht falsch verstehen: absolut nichts gegen unflätige, laute Blechhorden, solange sie unter einem tiefen, riesenhaft erscheinenden Vollmond vor einem von tanzenden, wankenden Schwarzgewandeten liebevoll getragenen Sarg langsam durch die nach Zimt, Räucherstäbchen und Brathuhn duftenden, staubigen Straßen von New Orleans ziehen und dazu ein melancholisches Jazzlargo des Todes spielen. Aber so nicht!

Fazit: Wenn eines auf der Welt Jazz an falscher Stelle ist, dann ja wohl ein E-Buttersarkom in Snickers. Dassäh… geht nicht!