Sonntag, 31. Januar 2021

Riegelverkostung - Dido Trio

Was steht drauf:  Ülker – Beyaz, Bitter, Sütlü

Hüftgoldfaktor: 221 Kalorien dat Stück

 Erster Eindruck: Zum Glück kenne ich die Sängerin „Dido“ gar nicht und bin somit auch vor einschlägigen Assoziationen gefeit, die der Riegelname, der in merkwürdig 80er-mäßig eckigen Buchstaben auf blutrotem Banner über hellpastellenem Grund geschrieben steht, hätte auslösen können. Stattdessen liegt hier in Riegelform eine türkische Lebensdeutung vor, der zufolge das Leben (Dido) eine Trinität aus Härte (Beyaz), Bitterkeit (Bitter) und Süße (Sütlü) sei, nehme ich naheliegenderweise an. Aus der Packung läßt sich folgerichtig ein mit weißer Schokolade überzogener, aber auf einer Lade aus Dunkler ruhender Trapezoeder schälen, dem sein Name als Relief eingetrieben wurde, mit Kanten, hart und scharf wie Sargränder. Das ganze wirkt ob seines Formats wie eine übergroße, ernstere und verneinendere, einzelne Kit-Kat-Stange und riecht nur sanft und zurückhaltend wie bleiche Schokolade immer riecht.

Mundhaptik: Mit einem durch die direkt unter der weißen Schokohüllschicht angeschmiegten, breiten, flachen Nougatader, die in einen mit der Bodensohle aus dunkler Schokolade verbundenen Tunnel eingefaßt ist, leicht abgedämpften Knack, bricht ein Dido-Bissen unter Zahnanschlag in den Mund. Das Knacken der Schokoladen wird zudem momentan durch das leise, kurze Knirschen der unter dem Nougat in den Tunnel gestapelten Waffelblätter untermalt. Und dann tritt alles im Mund zusammen: die harten, scharfen Kanten des Bissens, das Gefühl von Süße aus Nougat und weißer und das Zwirbeln der Bitterkeit von dunkler Schokolade. Doch im gleichen Augenblick, da man diese Eindrücke getrennt wahrgenommen hat, vermengen sie sich im Zerkauen, im Zergehen zu einem einzigen, nicht mehr trennbaren Ganzen.

Geschmack: So auch hier: aus den einzelnen Komponenten, baut sich auf, errichtet sich, erhebt sich ein Gesamtakkord, der groß ist und herrlich und mehr als die Summe seiner Komponenten. Ohne Härte keine Mühe, kein Verdienst und kein Verzicht, ohne Bitterkeit kein ernstes Reuen und auch Wachstum nicht, ohne Süße kein Erfreuen, kein Vergeben und kein Licht.

Mitte alles Bitt’ren, Kern der Kern
Härte, die es einschließt und versüßt, -
dieses Alles bis an alle Sterne
ist ein Dido. Sei geküßt.

 Fazit: Ein prachtvolle riegelgewordene Lektion aus dem Reich der Osmanen über das Leben, diesen kurzen, merkwürdigen und unbegreiflichen Wimpernschlag, den wir uns gegen das Fortgerissenwerden anzustemmen vermögen.

 


(ich war von Dido so in Beschlag genommen, daß ich vergaß, auch den ausgepackten Riegel abzulichten)