Donnerstag, 30. Juni 2016

Riegelverkostung - Wispa Gold

Was steht drauf: The Wispa you love witha a cheeky caramel layer

Hüftgoldfaktor: 265 Kalorien dat Stück.

Erster Eindruck: “Ah teras tak, jedna wispa!” dieser polnische Ausruf, der das schon länger erwartete aber zum Zeitpunkt seines Eintretens dann doch mit milder Überraschung zur Kenntnis genommene Sichtbarwerden eines Eilands am Horizont verbalisiert, war mir aus alten Zeiten offenbar noch engrammiert und muß nun durch die Begegnung mit dieser glänzenden Riegelware aus den neuronalen Tiefen aufgerufen worden sein. Zusammen mit „Gold“ und dem Güldenglanz der Verpackung, auf dem dieser Name in rundlichen blauweißrotumrandeten, prallen Lettern prangt, müßte man ein phantasieloser Staubling, ein innerlich erloschener Parallelogrammsortierer, ein pedantischer seelentoter Realitätsfluchtverweigerer sein, um sich nicht sofort auf eine von Piraten zur temporären unterirdischen Lagerung ihrer goldschweren Prisen heimgesuchte Schatzinsel versetzt zu wähnen, wo man im warmen, goldbraunen Sand steht, beschattet von einer symbolischen Palme, und dem vom gelb- ins rotgolden changierenden Sonnunterspektakel beiwohnt und während goldige Papageien umherflattern und die von den meist unvollständigen Freibeutern erlernten, rüden Apostrophen krächzen, genüßlich in einen Wispa Gold beißt.
Diese Epiphanie wird auch keineswegs aufgehoben, wenn man des Riegels Hülse öffnet, denn sein Korpus, der nicht nur Cadbury-schokoladigen Duft, sondern auch einen unterschwelligen Karrrrramel-Oberton freisetzt, könnte goldbarrrrrrrenförmiger nicht sein.

Mundhaptik: Eigentlich unspektulär. Der vergleichsweise flache Barrenkorpus gestattet die Unterbringung lediglich einer dünnen, spongiformen und im Vergleich zu an dieser Stelle oft vorfindlichen Standarrrrrrrdcandycremes eher starrrrrrrrren und steifen Schicht aus schokoladenhaltiger Masse, auf der das angekündigte, halbflüssige und goldene Karamell ruht und bei Abbiß durch die gönnerhaft dicke Schokoladenumhüllung garrrrrrr appetitliche Fäden zieht.

Geschmack: Gut, gut, nichts auszusetzen. Schokolade, Karamell und Schokoschwamm, hochwertige Zutaten, was soll da schiefgehen? Allein….. den inneren Seeräuberfilm angeschmacks dieses zwar braven aber doch so ganz und gar zahmen, berechenbaren, ja unpiratischen Geschmäckchens weiter im inneren Kino laufen zu lassen, bedarf es doch einiger Krücken und Kunstgriffe. Am ehesten entspricht dieses nie von rauher See und salziger Brise geküßte, nie von Entermessern und Belegnägeln malträtierte und stets den ranzigen Zwieback mit brennendem Rum herunterzuspülen verweigert habende Geschmackserlebnis dem verweichlichten, fimschigen Quartiermeister an Bord. So wie jener Zweitgeborene aus gutem Hause, der trotz weichem und angriffsunlustigem Wesen auf die schiefe Bahn und so eines Tages unter die Fittiche der Piraten geriet und dort nun seine bildungsbürgerlich erworbenen Lese-, Schreib- und Rechenkünste zur gerechten Aufteilung der Beute anzuwenden hat, sich aber ansonsten nicht mit den insgeheim verachteten Grobianen der Mannschaft gemein machen will, so wie jener verlorene, empfindliche Jüngling mit güldenen Locken, untraditionell vollständigen Sätzen von Händen, Füßen und Augen und einer blassen, salzfreien Haut, die er dem vornehmen Teint zuliebe penibel der Sonne unausgesetzt hält, so schmeckt Wispa Gold.

Fazit: Außen harrrrr und innen harrrrrmlos.




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