Samstag, 8. März 2014

Riegelverkostung - Manja

Was steht drauf: drauf nicht, aber dran an der Seite steht, daß es sich bei Manja, den ich aus Innsbruck importiert habe, um eine "feinste Haselnusscremestange, umhüllt von kakaohaltiger Fettglasur" handle

Hüftgoldfaktor: Ah geh!

Erster Eindruck: Ja, so waren sie, die 70er Jahre: man aß Manja und man hatte lange Haare. Diese mit veritabler Bonmotqualität ausgestattete Zeile aus einem noch zu komponierenden Song kam mir in den Sinn, als ich "Manja" in Augenschein nahm. Dieser schlanke, kantige Riegel strahlt in seiner Alufolienverpackung mit den dickweiß-dünnroten Querstreifen auf goldenem Grund und dem leicht angetrashten weißen Namensschriftzug auf rotem Wappen, dessen A-Oberstriche vermutlich asiatische Remineszenzen erwecken sollen, schon einen gewissen retro-mäßigen und in seiner Absage an die seelenlose Durchgestyltheit heutiger Produkte irgendwie hoimelig wirkenden Chrame aus. Nackt sieht Manja weniger spektakulär aus: ein simpler, relativ kantenscharfer Quader unter dessen Schokoladenüberzug es sich nur ganz sanft wellt. Dafür verrät ein genaues Hinschnuppern ein aus der Beschriftung nicht hervorgehendes Geheimnis: eingebettet im Schokogeruch finden sich unzweideutige Indizien erdnussiger Beimengung.

Mundhaptik: Uärgh... der ist ja ganz weich! (Ich weiß, liebe Leserinnen, ich weiß....) Damit hatte ich nicht gerechnet und war drum redlich erstaunt, als Manja dem Gebiß widerstandslos nach- und sofort seine feistschaumige Innenwelt preisgab. Ich war wohl fälschlicherweise auf irgendeine Art waffelhaften Knusper, nussiges Knacken oder zähe Kauigkeit vorbereitet gewesen. Stattdessen bekam ich es mit einer leicht angeteigten, feuchtwattigen Creme zu tun, die in ihrer ordinären, bratzigen Mundhaptik den Eindruck erweckte, sogleich ihre billigen Alufolienärmel aufkrempeln und die soeben neu bezogene Arbeitsstätte Mundhöhle mit großzügigen Kleisterschichten beunglücken zu wollen. Manja kaut sich auf eine ungustiöse Weise undifferenziert, irgendwie pappig und staubig, wie ein dehydriertes Milky Way, aber dabei nicht trocken, sondern garstig-sulzig

Geschmack: keine Entschädigung hier! Ok, ok, man schmeckt irgendwo die Haselnuß aus einem dumpfen Sumpf aus schwerer, unfeiner, fast brachialer Süße und ein Vergessenwordensein im Achselhaarnest eines seit den 70er Jahren weitergeschwooft und keine Zeit für Duschbäder gefunden habenden Disco-Enthusiasten vermuten lassendem Muff. Doch diese Haselnuß ist gebrochen, ist verdorben worden, sie ist wie ein Irrlicht, dem der Schmausende auf's Moor folgt und untergeht, ohne es doch je zu erreichen, sie ist wie ein irdenes, gesprungenes Totenglöckchen, das über tückischem Morast, leise die darin unbesungen Versunkenen beweint.
Der Manja-Geschmack ist somit eine wirklich schauderhafte Kombination, die sofort jeden Appetit erstickt, alles Verlangen absättigt und eventuelle Restnaschlust sechs Fuß tief begräbt. Man wünscht sich das gastronomische Pendant eines erfrischenden Wasserfalls und einer Tube Fenjala um sich von diesem verunglückten Geschmack so einfach und demonstrativ erlösen, ja reinwaschen! zu können wie von dessen meterologischem Pendant, aufgestaut-drückender, schwärender Schwüle.

Fazit: Die Ösis haben ja ein schon ein schönes Land, aber in puncto Schokoriegel-Schöpfung darf man die werten Nachbarn getrost zu den Entwicklungsländern zählen. Ein Riegel wie ein schmalzgläzender Schmerbauch! Sowas von nicht urleiwand - bist Du deppert!