Samstag, 25. Mai 2013

Riegelverkostung - Kex Chokolad

Was steht drauf: Chokladöverdragna fyllda rån 

Hüftgoldfaktor: 280 Kalorien dat Stück

Erster Eindruck: Die sehr flache und sehr breite Verpackung erinnert in ihrer Form und dem mit typisch waffelhaftem Rautenmuster verzierten Produktnamen aber auch durch das geringe Gewicht stark an solch fragile Waffelnaschereien wie Neapolitanerwaffeln oder Milka Leo. Die Farbgebung der Verpackung dürfte hingegen von Leibnizens PickUp zumindest inspiriert worden sein (oder umgekehrt), was Kex damit aber noch nicht in die Nähe des besten aller Riegel bringt.
Unter der Oberfläche der Verpackung erwartet jenen, der Lust auf Kex hat, eine scheinbar in ozeanhafter Bewegung erstarrte, weite Schokofläche, unter der man leichte, in etwa epipelagiale Absenkungen parallel verlaufen und die ganze Waffelplatte durchziehen sehen kann, so daß man sich sofort an submarine Tiefseegräben erinnert fühlt, die sich vor Äonen durch plattentektonische Kollisionen aufgetan haben. Platten? Ja, Platten! Genau genommen ist also der überaus flache, leichte und fragile Kex auch mit Phantasie eher kein Schokoriegel und eigentlich ungeeignet, sich für eine Besprechung an dieser Stelle zu qualifizieren. Nun hat er aber die weite Drift aus Schweden auf sich genommen, um sich von mir vernaschen zu lassen, da wollen wir, wie es gute Theater tun, Gnade vor Brecht ergehen lassen und mit Verve aber ohne Courage ans Naschwerk gehen. So, nun aber Schluß mit den faden Kaulauern und der (Sch)waf(f)elei, o'grupft is!

Mundhaptik: Hier gibt es keine Überraschungen. Kex bröselt, knuspert, beißt und kaut sich genau so, wie man es von einer dreivierteldicken Neapolitanerwaffel, die mit Schokolade umhüllt ist, erwarten würde. Es sind abwechselnd insgesamt drei dünne Waffellamellen mit zwei 'auch-'auch-dünnen Schokocremeschichten wie ein Kartenstapel übereinandergelegt und durch Schokolade in dieser Form fixiert worden. Derlei Produkte kauen sich ja immer etwas staubig und wüstensportmäßig, da ihnen das Saftige, Kauige und Fette fehlt, so daß zum Verzehr ein Glas Vanillemilch oder eine Tasse koffeinhaltigen Heißgetränks anzuempfehlen ist.

Geschmack: Joah, lecker, ne? Nothing special, wie der Brite sagen würde. Man schmeckt wie Neapolitaner, der sich eine Schokogugel umgetan hat, wie ein kastriertes Banjo (also ohne Nüsse, Sie verstehen?). Man schmeckt die Hüllschokolade und Schokokreme, erahnt die Waffel (die ja in solchen Produkten nie frisch wirken kann und sicher eher knusprig statt schmackhaft machen soll) und die Kombination mundet vertraut aber eben auch alltäglich. Kex ist wie das Wurstbrot nach einem Tag auf dem Feld. Aber eben auch das Wurstbrot am Abend des 50. Hochzeitstages. Dieser Geschmack hat seine Zeit, doch diese sollte nicht zu oft sein.

Fazit: Ein braver kleiner Waffelsnack vom Schweden. Nicht schlecht aber auch nicht besonders sexy. Kexy eben.





Samstag, 18. Mai 2013

Riegelverkostung - Zetti Fetzer

Was steht drauf: Zartes Karamell auf einer luftig-lockeren Candy Creme umhüllt von Milchschokolade (also das Mars des Ostens?)

Hüftgoldfaktor: ist dem Ossi urst egal (nü gloor!)

Erster Eindruck: Als erstes springt natürlich die Dichotomie von Name und Aufmachung ins Auge. Trotz des von Zettis kecken Ostverpackungsgestaltern, die ihr Verzehrwarenumhüllungsgestaltungsdiplom noch am Volkskunst- und Ver- und Gebrauchswarenverzierungsanfertigungs-Ausbildungskombinat Zwickau gemacht haben, vorgesehenen und noch kecker vom F-Oberstrich von "Fetzer" unterbrochenen Z-Unterstrichs, erscheint "fetzig" bei Inaugenscheinname der Verpackung von "Zetti Fetzer" als die abwegigste aller möglichen Assoziationen. Genau genommen kündet die Ansicht von einem Riegel, der so sehr einen spröden Reform-, wenn nicht Sanitätshauscharme, den zu übertünchen man als lahmen, wie entlarvenden Versuch zu Peppigkeit und Volksnähe den i-Punkt herzförmig gemacht hat, ver- äh.. kleckert, der so sehr in seiner verweigernden, asketischen, lebertraneuphemisierenden Schlichtheit anzudrohen scheint, daß das, was nun kommt, gut für einen ist, daß man sich bereits vor Öffnen der Packung hingebungsvoll das noch nicht einmal vermisste pralle, feiste Schlechte zurückzuwünschen beginnt.
Doch wollen wir fair sein und erst einmal die Packung öffnen. Es erwartet einen, was die Beschriftung schon nahelegt: ein Schokobarren, der frappant an Mars erinnert, sowohl in Farbe als auch Oberflächenaufwühlung und woran auch die geringe Abweichung im Format, der Fetzer ist etwas flacher, nichts zu ändern vermag. Man riecht zunächst nichts, doch wenn man genauer hinschnüffelt, tritt der Schokogeruch deutlich weniger wertig in Erscheinung als beim kriegsgöttlichen Kollegen, in etwa, wie der Mantel eines von unnamhaften Herstellern im Spätsommer schon ergossenen Schokoladennikolaus' röche, der ihn nach einem Gewaltmarsch durch den Taunus, mit dem er sich erfolgreich dem weihnachtszeitlichen Kinderverzehr entzogen hatte, in einen ungelüfteten Schrank gehängt und dort vergessen hatte.

Mundhaptik: Es wird an meinen Naschexperimenten Anteilnehmende nicht wunder nehmen, daß Zettis Fetzer, bei ähnlichen Inhalten und ähnlicher Form auch dem Munde ähnlich anmutet, wie Mars. Das ganze beißt und kaut sich eine Kleinigkeit leichter und fluffiger, was sowohl mit dem geringeren Durchmesser, als vor allem auch mit der deutlich schaumigeren, luftigeren und ganz hellen, fast weißen Candycreme zu tun hat. Alles andere, d.i. die Dicke und Knackigkeit der oberen Schokoschicht, die Menge, Haptik und Zähigkeit des Karamells und die Fäden beim Abbiss sind für mich nicht von Mars zu unterscheiden. Vielleicht wäre daher ein besserer Name als "Fetzer", auch hinsichtlich der sozialistischen Gesinnung die die Genossen Nachbarn zu Zeiten der Schöpfung dieser Nascherei noch innegehabt haben dürften, Zettis "Roter Planet" gewesen. Nun ja...

Geschmack: Gar nicht mal so übel. Den errochenen Schokomuff schmeckt man nicht und auch insgesamt erweckt zumindest des Fetzers Geschmack nicht den Eindruck, als müsse gespart und gedarbt werden und ich fühlte beim Essen auch keinen Neid auf den imperialistischen Klassenfeind in mir aufsteigen, denn der Fetzer schmeckt zwar nicht fetzig, doch wie ein solider, einfacher Schokoriegelfreund. Nicht ganz so gut wie Mars, weil die Candycreme irgendwie eine leicht plastinär-discountäre Unternote hat und die Schokolade zwar nicht schlecht aber auch nicht der wahre Jakob ist.
Dennoch wird man, interviewte man einige der Tapferen, die damals "rübergemacht" haben, ob ihrer Gründe für derartige Waghalsigkeit, vermutlich nur selten zur Antwort bekommen: "um endlich nicht mehr Zetti Fetzer fressen zu müssen"

Fazit: Das Mars für Arme wäre ungerecht. Eher das Mars der zu Unrecht Unterbezahlten, der Antikapitalisten, der ehrlichen und unverschuldet Prekariatären, das Mars derer, für die Anderssein so fetzig ist, daß es Fetzer sein muß.


Freitag, 10. Mai 2013

Riegelverkostung - Sport Lunch Power Break


Was steht drauf: Mjölkchokolad med frasiga rån, toffee och hasselnötter

Hüftgoldfaktor: 530 Kalorien dat Stück !!

Erster Eindruck: Uff, der Riegel meint es ernst mit sich und seinem Namen. Nicht nur, daß er genug „Energie“ für eine nicht eben karge Mahlzeit enthält, er tritt in seiner kompromißlos scharfkantigen Quaderform auch als veritabler Klotz von einem Riegel auf. Das Logo ist zweigeteilt in einen sportive Dynamik (Sport Lunch) und einen erdige Kraft (Power Break) andeuten wollenden Teil. Alles an ihm scheint unmißverständlich  mitteilen zu wollen, daß man es mit ihm, Sport Lunch Power Break, nicht mit einem dieser hängeschultrig kalorienverschämten Wellnessschlaffinährkonglomerate sondern mit einem mühelos die ATP-Öfen der Beine selbst eines Marthonisten befeuern könnenden hochverdichteten Minimonument aus reiner Kraftnahrung zu tun habe. Sport Lunch Power Break ist unterteilt in ungeschlacht wirkende, schokoladenumhüllte Einzelverzehreinheiten eher unmundlichen Formats auf deren obere Fläche noch einmal das zum sofortigen Aufbruch zu drängen scheinende und von comichaften Schwunglinien umflorte „Sport Lunch“-Logo eingeprägt ist. Die Schokolade offenbart sich geruchlich erst bei starker Annäherung.


Mundhaptik: Man is(st) konsistent, alles was recht ist. Das Dichteversprechen des Äußeren setzt sich im Inneren des kolossalen Naschwerks fort, indem keine der beiden komplexen Schichten volumenschindende Bläh- oder Schaumelemente enthält. Auf dem  grundsoliden Fundament einer mindestens 1cm dicken nougatisierten Schokoschwelle, in die ein gerüttelt Maß Haselnusssplitter eingelassen sind und die in ihrer Mitte einen Hohlraum umwölbt in den sich ein Strom reichen und fädenziehenden Karamelltoffees einschmiegt, ruht eine ebensofeiste Wechselschicht aus dünnen Nougatschokolade- und Waffellamellen, denen nicht unähnlich, die man in Neapolitanerwaffeln oder auch Duplo antrifft. Belegte man ein Stück Toblerone mit einer halben Neapolitanerwaffel und schlüge seine Zähne in diesen Stapel, wäre man imstande, so meine ich, das Kaugefühl von Sport Lunch bis auf das zähfädige Toffeekaramell in etwa nachzuempfinden. Es kaut sich reichhaltig und arbeitsam, mit angenehm aufeinander abgestimmten knackigen, sahnigen, knusprigen und zäh-kauigen Komponenten, so daß des Riegels Untertitel „Power Break“ als durchaus zureichende Beschreibung erkennbar wird.


Geschmack: Die Reichhaltigkeit des Riegelinhalts läßt einen die korrespondiere Opulenz seines Geschmacks erwarten und man wird nicht enttäuscht. Doch der Riegel schmeckt nicht nur mächtig sondern auch prächtig. Die mannigfachen Komponenten harmonieren dabei so gut, daß ihre Eigenheiten zu einem breit strömenden Gesamtgeschmack verschmelzen, aus dem für den aufmerksam Nachschmeckenden vielleicht ab und zu ein abgrenzbares Charakteristikum aufblitzt aber gleich wieder verschluckt wird, so wie beim Blick aus einem Schnellzug, der nahe an einem einsamen, frommen Dörfchen vorbeirauscht, für einen Lidschlag nur ein Kirchturm im Augenwinkel konkret werden mag, bevor sein Eindruck unverzüglich wieder sich einmengt und verwischt wird in der Verschweifung allen Eilens.

Fazit: ein ausgezeichneter, leckerer Riegel, den allerdings in seiner Gänze am Stück zu verzehren, wohl nur Triathleten vor dem Sprung ins arktische Meer, grobknochigen Salzbergwerkern bei Schichtbeginn und aufzupeppelnden Kachektikern möglich und nahezulegen ist.


Samstag, 4. Mai 2013

Riegelverkostung - Dumle snacks

Was steht drauf:  nix. Firma Fazer hält das Produkt vermutlich für selbsterklärend oder will dem Essanwärter nicht die Spannung verderben

Hüftgoldfaktor: 190 Kalorien dat Stück.

Erster Eindruck: Irritierend. Obwohl der Riegel von geringer Größe und Gewicht ist, suggeriert der Plural im Untertitel doch eine Naschmehrheit. Und zur roten Grundfarbe mit blauen Enden die durch zusätzlich aufgedruckte weiße Sterne mühelos den Eindruck US-amerikanophiler Approximation erweckt, mag der merkwürdige Name des Riegels mit seinem allzuschwäbischen Suffix nicht recht passen. In meinen Ohren klingt er, wie eine, auch noch falsch geschriebene, dafür nur halb verletzend und halb zärtlich gemeinte Verbalinjurie aus dem Dialekt jenes Ländles, dessen Bewohner auf die Frage, ob sie denn kein Hochdeutsch können, wahrscheinlich sich veranlaßt sähen, zu antworten: „Ha, noi, Du Dum(m)le!“
   Die Entfernung der Verpackung offenbart einen pockig-flachen, leicht brückenförmig hochgewölbten  Korpus, der einen Standardschokogeruch verströmt, worin aber eine Winzigkeit cerealoider Beitragung mitschwebt. In der Tat: bei den die Gleichmäßigkeit der Oberfläche durchbrechenden Pocken handelt es sich allem Anschein nach auch um Reiscrispies.

Mundhaptik: Beim Abbiss wird dann das mangels Ankündigung durch eine Beschriftung noch bestehende Geheimnis, was Dumle wohl für den Verzehraspiranten bereithalten mag, gelüftet: nach sanftestem Widerstand der Reiscerealspheroiden, die, in einfacher Reihung den Schwung des Korpusbogens nachzeichnend, knuspernd nachgeben, gelangen die Beißwerkzeuge ins Innere Dumles, eine durch die Flachheit des Rigels volumenarme Toffee-Schicht, deren Konsistenz in etwa mit jener des Inhalts von Rolo-Pastillen übereinkommt. Das ganze kaut sich recht angenehm, da sich die knuspernden günstig mit den zäh-kauigen Anteilen des Riegels ergänzen und die einzelnen Bissen durch das Riegelformat ein mundfreundliches Format erhalten.

Geschmack: Irgendwie eigen. Beherrschend im Gesamteindruck ist zweifellos der Toffeekern, doch schmeckt die Dumle-Variante jenes ja in zahlreichen Riegeln anzutreffenden Naschwerkelements anders, als anderswo. Da ist freilich etwas karamellenes und sahniges, doch bleibt es bei zwar deutlichen jedoch nicht recht faßlichen Andeutungen, da, ich vermag es nicht anders zu beschreiben, die charakteristischsten Ausschläge jener Individualien im Gesamtpherogramm des Dumle-Geschmacks durch eine melancholisch wirkende Muffigkeit unter die Schwelle konkreten Erkennenkönnens abgedämpft werden. Die so entstandene Fehlstelle wird zwar durch schmeckbare Beiträge der Reiscrispies ausgebessert, was nur die Geschmacksfülle nicht aber –schlüssigkeit rettet, so als ersetzte man drei ausgefallene Fagottisten im Orchestergraben durch eine Zahl faßbrüstiger Grobiane, die „Pompompom!“ rufen.

Fazit: Dumle ist nicht schlecht aber eigen, voller Widersprüche und Ungewohntheiten. Ein Riegel wie ein Fagottsolo.