Die im folgenden zu testende Riegelware wurde von Jan „Stift“
E. beim Briten erworben und mir für Begutachtungszwecke großzügig überlassen.
Dafür Dank.
Was steht drauf: Bursting with Peanuts, Rich Caramel and Chewy
Nougat
Hüftgoldfaktor: 0 Kalorien dat Stück*, eine Angabe von
zweifelhaftem Wahrheitsgehalt.
Erster Eindruck: Ist
das nun ein Brite (dort erstanden) oder ein Ami (der Riegelname leitet sich passender-
und nicht unironischerweise vom Spitznamen eines nicht gerade untergewichtigen und mit mehr als einem Kinn ausgestatteten, jedoch dennoch recht erfolgreichen US-amerikanischen Schlagballspielers der
30er-Jahre ab)? Farblich könnte die weiß-rot-blau auf silbern-spiegelndem Grund
daherkommende Verpackung ja sowohl an den Union-Jack als auch das sternenbesprenkelte
Banner gemahnen. Die Schrift mit dem typischen zur Namenunterstreichung sich
auswachsenden Schwungbogen des letzten Buchstaben erinnert jedoch so sehr an
die Aufschriften jener Jacken und sonstigen Paraphernalien US-amerikanischer
Colleges, daß, zusammen mit der Tatsache, daß dieser blitzende Riegel in seiner
massiven Schwere wie ein guter, aluminiumnener „Louisville Slugger“ wirkt, ich letztlich zur transatlantischen Vermutung neige. In der Tat fehlt
dem Riegel auch ohne Hülle in seiner kompakten Spackbräune mit der leicht
knolligen, knorrigen Oberfläche das britisch-vornehme Zurückhaltende und Feine und
hat er etwas zugleich draufgängerisch-hemdsärmelig-anpackendes und behäbig-stur-schwergesäßiges,
was nicht nur in etwa den Charakter des in den USA geschätzten Schlagballspiels
sondern auch den des ganzen Landes nicht ganz schlecht beschreibt.
Mundhaptik: Baby
Ruth kaut und ißt sich auch wie eine Allegorie auf dieses merkwürdigste aller
Länder und seines ach so merkwürdigen Spiels, bei dem teils regelrecht als
unsportlich zu bezeichnende und ikonisch bemützte Herren vor allem herumstehen,
dabei periodisch Kautabakresiduen ausspeiend und jeweils durch Juckreiz sich bemerkbar gemacht
habenden Körperpartien Erleichterung verschaffende, ausgiebiege Schabungen
anwohnend und angelegentlich einen Ball entweder fangen, werfen oder einen
ihnen zugeworfenen Ball entweder mittels
Schlagholzes und bei Trefferglück in den Orkus kloppen oder aber mittels eines
an übergroße Comicfigurenhände erinnernden, krachledernen Riesenhandschuhs
aus der Luft schnappen. Ganz selten rennen sie unvermittelt los, meist nur ein paar Meter
weit, um, dabei gerne durch den Schmutz schlitternd, ein Kissen zu erreichen,
an dem sie sich nach bewältigtem Spurte ausruhen können. Auch beschimpfen sie einander und zetteln
Keilereien an, falls einer, der wirft, mit dem Balle einen, der schlagen soll, statt
dessen Schläger trifft. Mit anderen Worten: das ganze ist sehr aufwendig, hermetisch
dicht und intransparent aber auf gewisse Weise durch seine fremdartige
Faszination und unerwartete Wendungen irgendwie unterhaltsam.
Geschmack: Durch
eine gastroikonographische Gestaltwerdung des amerikanischen Traums vollendet Baby
Ruth seine Identität als All-American-Riegel: hier schmeckt man die ganze Fülle
eines seinen wehrlosen und unproduktiven Erbinhabern geraubten und nun weidlich
ausgepressten Riesenreiches, den Mangel an jeglichem Mangel, worüber sich die seeadlerbeschwingte
Phantasie des Alles-ist-Möglichen aufspannt: hochverdichtete Erdnüsse, in
Nougat-Karamell-Candycreme, umarmt von einem dichten, dicken Schokoladenmantel
erzählen in ihrem nicht eben subtilen, süßen, wohlgefälligen, breitbandigen und
auf Kritik erstickende oder überhörende Weise mit sich zufriedenen, nachgerade myopisch selbstreferentiellen Geschmack
von unbegrenzten Möglichkeiten, im Schutze derer sogar dicke, unsportliche
Männer in eben eigens für dicke, unsportliche Männer ersonnenen Sportarten reüssieren können. Die Lüge oder – freundlicher – hartnäckige Autosuggestion, der zufolge all dies folgenlose
Taten wären, daß Himmel, Erde und Luft unbegrenzten Kredit einräumten, tritt hüben dann durch das Leugnen von Klimawandel, realitätsverweigernde
Benzinpreise und 20l-Motoren und hier eben durch eine Angabe von 0 Kalorien in Erscheinung. Oh say
can you see?
Fazit: Uh Ess A!
Uh Ess A!