Samstag, 5. September 2020

Riegelverkostung – Swarm Protein – Der Insektenriegel

Die im folgenden getestete Riegelware wurde gesponsort von Christopher N., weil er sehen wollte, wie ich Insekten esse. Dafür Dank ;) 


Was steht drauf:  Raw Cacao, 20% Protein, Funktional + nachhaltig, hoher Proteingehalt, hoher Vitamin B12 Gehalt, hoher Ballaststoffgehalt

Hüftgoldfaktor: 122 Kalorien dat Stück

Erster Eindruck: Ich liebe ja Grillen, aber eben in Gestalt des bekannten sommerlichen Speiseerwärmungszeremoniells, im Rahmen dessen gewöhnlich Totes auf Heißes gelegt, gewendet und dann mit Gusto und Sauce verputzt wird. Aber Grillen bzw. „Grillenpulver“ im Schokoriegel? Die haben doch A Meis’n, diese Riegelmacher und ich ein wenig Angst. Doch es hilft nichts, was ein weltläufiger Riegelconnaisseur sein will, der muß auch In-Sekten beißen. Die Verpackung von „Der Insektenriegel“ ist allerdings verdächtig auskunftsfreudig, so als wolle sie mit ihren Infokästen und all der „hoher-XY-Gehalt“- und „Sowat-von-vernünftig-und-gesund“-Geschwätzigkeit auf sachlich-anthrazitfarbenem Grund von der Tatsache ablenken, daß man gleich Biene Majas geschroteten Kumpel in Riegelform zu sich nehmen wird. Unter der mitteilsamen Hülle kommt dann ein kleiner, leichter, schlanker und offenbar völlig schokofreier Riegel zum Vorschein, der eher wie gepresstes und glattgeschabtes dunkelbraunes Schwarzbrot aussieht und – ehrlich gesagt – auch riecht. Das ist etwas sauerteigig-körniges mit Röstaromen, hingegen gar nichts süßes oder naschwerkiges.

Mundhaptik: Und genau wie fast ganz trockenes Schwarzbrot verzehrt sich der Insektenriegel auch. Der Abbiß ist brotig-printenartig, die erhebliche Trockenheit des darob im Munde sich  breitmachenden Gebrösels zerrt jeden verfügbaren Tropfen Speichels aus allen vorhandenen Drüsen zu Hilfe herbei und während man mühsam und klamm die schrotige Krume zu einem schluckbaren Brei niederzukauen bemüht ist, ver“krümelt“ sich ein gerüttelt Maß der dabei freigesetzten Kleinbrösel, wie man es vom Schwarzbrot kennt, in die Zahnzwischenräume, Furchen, Spalten, Kavernen und sonstige Plätze in der ganzen Gosch’n. Mit der ungustiösen Gewissheit, daß ich die nächsten Stunden werde Hexapodenkleie mit der Zunge zwischen den Zähnen hervorräumen müssen, konzentriere ich mich auf den:

Geschmack:  Ob ich vielleicht einem Produktionsfehler aufgesessen bin und man versehentlich eine olle Stange Pumpernickels, die dem Reinemachmann hinter den Heizkörper gefallen war und die dort 7 Winter verbracht hat, bevor man sie fand, in meine Riegelhülle fabriziert hat? Zugegeben: wahrscheinlich isses nicht, schmecken tut es aber so: wie langweiliges, leicht säuerliches, nicht nur leicht muffiges, gar nicht süßes, ziemlich olles Pumpernickel. Kein Hauch chitinöser Exotik oder Insektengrusels, kein „creeping horror“, keine eine von sieben Plagen im Mund, nichts lovecraftesk Fremdartiges, wonach es einen überall juckt und kribbelkrabbelt, man unruhig schläft und mitten in der Nacht schweißgebadet aufwacht, weil man alpgeträumt hat, eine Kombination der Schicksale von Gregor Samsa und dem Kerl aus Alien, bei dem das Vieh aus dem Bauch herausbricht, zu erleiden! Nein, wir bekommen hier nur wieder eine der üblichen „whole food“-Frechheiten dieser zeitgeistjagenden Hipster-Bio- und Weltverbessererstartup-, Vernunftsoberlehrer-Genußfeinde serviert: jaja, voll gesund und nachhaltig, schön Proteine, Vitamine und Ballaststoffturbo für’s Kacki hinterher und sogar bißchen crazy hier so mittie Insekten und so, aber dafür Mundhaptik Arsch, Geruch Arsch, Geschmack Arsch. Keine Schmetterlinge sondern Grillenmatsch im Bauch. Da kriegste doch die Motten.

Fazit:  Kann man schon so machen, so einen Riegel, aber dann isses halt Kacke(rlake).