Was steht drauf: Caramel & Noisettes entières / Toffee hele noot
Hüftgoldfaktor: 240 Kalorien dat Stück
Erster Eindruck:
Oho, Monsieur le Riegel sind also polyglott und richten sich sowohl an
französische, wie niederländische Verspeiser und Verspeiserinnen. Das hält
unseren schlanken Milkariegel aber nicht davon ab, rechtslateral einen
neckischen und zum üblichen Milkalila des Hauptverpackungsanteils
komplementärgelben kleinen Präser aufzutragen, der mit der ausgerechnet
englischsprachigen Aufforderung ihn durch einen beherzten Zug fortzuzupfen,
bedruckt ist. Kommt man, schokohungrig wie man gelegentlich ist, diesem frivolen
Imperativ nach, entblößt sich rasch eine diszipliniert hintereinandergereihte Kette sanft aufgeschwungener Schokohügel mit viereckiger Basis, über deren trapezoide
Kuppen, bald sich verjüngend, bald
verbreiternd, eine flache Talzunge sich wellt. Die Hügel sind durch, die
Abgrenzung der mundformatigen Verzehreinheiten anzeigende, recht schroff
abfallende Schluchteinschnitte vereinzelt, in welchen abbeißende Schneidezähne vermutlich trefflich
anzusetzen sein werden.
Mundhaptik: So geschah es auch: ich biß in die erste
Schlucht und trennte dabei einen Hügel in den Mund ab. Zu Beginn der Zerkauung
fällt einem Ferrero Küßchen ein. Wegen des Formats und wegen des Nußkerns, nehme
ich an. Sonst wegen nichts, denn Milka Pull speist sich doch recht anders. Nach
Durchdringung der Schokoladendeckschicht fällt zuerst eine feiste Schmiere,
eine Art Candycreme auf, in die die Nuß, die das Zentrum jedes Hügels füllt,
eingebettet ist wobei die Creme das Restvolumen ausfüllt. Weitere Kaubewegungen
zersplittern dann die Nuß und auch klebriges Karamell mengt sich schließlich unter,
so daß diese Komponenten zu einem schmierig-pappigen Gemenge zusammentreten,
in dem es gelegentlich nussig knirscht. Mir ist die Mischung schon in ihrem
Mundgefühl zu spack und aufdringlich sähmig, nicht ausgewogen, nicht
rücksichtsvoll genug.
Geschmack: Der haptische Eindruck findet auch geschmacklich
seine Entsprechung: gleich einem zu ausladend dirigierten ritardando quillt, ja schält sich recht spät erst der
Toffee/Karamell-Geschmack aus der Tiefe der speckig-sulzigen Süße der
Candycreme, die den Esser eine Idee zu lange mit ihrer bräsig-buttrigen
Schwartigkeit behelligt, so wie ein teiggesäßiger Gast mit unbesonntem Teint,
der zu fortgerückter Stunde das Sofa hartleibig zu verlassen sich ziert, obwohl
man den Platz lieber dem schon an der Türe wartenden, leichtfüßigen Charmeur
mit dem rrrrrrollenden R anböte. Und auch der Nuß ist der lange Einschluss in
jenem lipophilen Hünengrab nicht wohl bekommen, denn die Zeiten, zu denen man
ihr noch ihre Herkunft aus den Schatten der Zweige eines windgewiegten,
sonnengekosten, toskanischen Haselbaumes hätte abschmecken können, dürften
ähnlich lange vergangen sein, wie jene, als sich die Firma mit der lila Kuh
ausschließlich mit der Herstellung akzeptabler Tafelschokolade mit der einzigen
Geschmacksrichtung „Schokolade“ begnügte statt bei der Herstellung
uninspirierter Riegeleien umeinanderzudilettieren.
Fazit: Ein unnötiger und wenig glaubhafter Riegel, dem in
letzter Konsequenz die Homöostase zwischen frivol und ordinär gen letzteres
entgleitet, so daß ich mich veranlaßt sehe, der Fa. Milka zu empfehlen, bei dem
zu bleiben, welches das Äquivalent des Leistens jenes schuhwerkrichtenden Handwerkers ist, dessen Entsprechung
die Fa. Milka im bekannten und nun von mir wirklich im Übermaß verhackstückten
Sprichwort darstellt.