Freitag, 14. Juni 2013

Riegelverkostung - Milka Pull


Was steht drauf: Caramel & Noisettes entières / Toffee hele noot

Hüftgoldfaktor: 240 Kalorien dat Stück

Erster Eindruck: Oho, Monsieur le Riegel sind also polyglott und richten sich sowohl an französische, wie niederländische Verspeiser und Verspeiserinnen. Das hält unseren schlanken Milkariegel aber nicht davon ab, rechtslateral einen neckischen und zum üblichen Milkalila des Hauptverpackungsanteils komplementärgelben kleinen Präser aufzutragen, der mit der ausgerechnet englischsprachigen Aufforderung ihn durch einen beherzten Zug fortzuzupfen, bedruckt ist. Kommt man, schokohungrig wie man gelegentlich ist, diesem frivolen Imperativ nach, entblößt sich rasch eine diszipliniert hintereinandergereihte Kette sanft aufgeschwungener Schokohügel mit viereckiger Basis, über deren trapezoide Kuppen, bald sich verjüngend, bald verbreiternd, eine flache Talzunge sich wellt. Die Hügel sind durch, die Abgrenzung der mundformatigen Verzehreinheiten anzeigende, recht schroff abfallende Schluchteinschnitte vereinzelt, in welchen  abbeißende Schneidezähne vermutlich trefflich anzusetzen sein werden.

Mundhaptik:  So geschah es auch: ich biß in die erste Schlucht und trennte dabei einen Hügel in den Mund ab. Zu Beginn der Zerkauung fällt einem Ferrero Küßchen ein. Wegen des Formats und wegen des Nußkerns, nehme ich an. Sonst wegen nichts, denn Milka Pull speist sich doch recht anders. Nach Durchdringung der Schokoladendeckschicht fällt zuerst eine feiste Schmiere, eine Art Candycreme auf, in die die Nuß, die das Zentrum jedes Hügels füllt, eingebettet ist wobei die Creme das Restvolumen ausfüllt. Weitere Kaubewegungen zersplittern dann die Nuß und auch klebriges Karamell mengt sich schließlich unter, so daß diese Komponenten zu einem schmierig-pappigen Gemenge zusammentreten, in dem es gelegentlich nussig knirscht. Mir ist die Mischung schon in ihrem Mundgefühl zu spack und aufdringlich sähmig, nicht ausgewogen, nicht rücksichtsvoll genug.

Geschmack: Der haptische Eindruck findet auch geschmacklich seine Entsprechung: gleich einem zu ausladend dirigierten ritardando quillt, ja schält sich recht spät erst der Toffee/Karamell-Geschmack aus der Tiefe der speckig-sulzigen Süße der Candycreme, die den Esser eine Idee zu lange mit ihrer bräsig-buttrigen Schwartigkeit behelligt, so wie ein teiggesäßiger Gast mit unbesonntem Teint, der zu fortgerückter Stunde das Sofa hartleibig zu verlassen sich ziert, obwohl man den Platz lieber dem schon an der Türe wartenden, leichtfüßigen Charmeur mit dem rrrrrrollenden R anböte. Und auch der Nuß ist der lange Einschluss in jenem lipophilen Hünengrab nicht wohl bekommen, denn die Zeiten, zu denen man ihr noch ihre Herkunft aus den Schatten der Zweige eines windgewiegten, sonnengekosten, toskanischen Haselbaumes hätte abschmecken können, dürften ähnlich lange vergangen sein, wie jene, als sich die Firma mit der lila Kuh ausschließlich mit der Herstellung akzeptabler Tafelschokolade mit der einzigen Geschmacksrichtung „Schokolade“ begnügte statt bei der Herstellung uninspirierter Riegeleien umeinanderzudilettieren.
 
Fazit: Ein unnötiger und wenig glaubhafter Riegel, dem in letzter Konsequenz die Homöostase zwischen frivol und ordinär gen letzteres entgleitet, so daß ich mich veranlaßt sehe, der Fa. Milka zu empfehlen, bei dem zu bleiben, welches das Äquivalent des Leistens jenes schuhwerkrichtenden Handwerkers ist, dessen Entsprechung die Fa. Milka im bekannten und nun von mir wirklich im Übermaß verhackstückten Sprichwort darstellt.