Sonntag, 8. Februar 2015

Riegelverkostung - Mars Hazelnut

Lang ist sie her, die letzte Verkostung, so daß eine meiner zahlreichen Leserinnen sich veranlasst sah, mir mit der Aushändigung der nun zu verkostenden Riegelware die Schaffung eines neuen Werks zur - bittesehr! - unablehnbaren Aufgabe zu machen.

Was steht drauf: Limited Edition

 Hüftgoldfaktor: 229 Kalorien dat Stück.

 Erster Eindruck: Eindeutig ein Marsriegel: davon kündet der charakteristische rote, goldumrandete Schriftzug auf tiefschwarzem Grund, der mir seit frühesten Kindheitstagen so vertraut und sicher eine Anspielung auf den ebenfalls rötlichen und ebenfalls nach dem römischen Kriegsgott benannten Planeten ist, der

nur schwach vom fernern Schimmer noch umgoldet
der Sonne, seine ew'gen Bahnen zieht,
durch kalte und pechschwarze Nacht des Alls,
wo man blurot, allein ihn wüten sieht.


Oder so... Doch auf diesem Produkt darf er den schwarzen Raum nicht allein beanspruchen, sondern hat in der linken oberen Ecke der Anpreisung von begrenzter Verfügbarkeit bei simultaner Ausgewähltheit zu weichen. Die rechte Hälfte der Verpackung wird gar von frech-diagonalen, hoffnungsgrünen Powerstreifen beherrscht, die den Schriftzug unterbetten und vermutlich dem Verzehrbegierigen die natürliche Pflanzlichkeit derjenigen Komponente dieser Riegelsonderform illustrieren sollen, die er in englischer Sprache unter dem Markennamen als "Hazelnut" konkretisiert vorfindet. Für die des Farbensehens und des Englischen gleichermaßen Unkundigen ist rechts daneben sicherheitshalber noch eine halbe und eine ganze Haselnuss in Schale abgebildet.
Da nun sicher fast ein Jeder Mars und Haselnüsse kennt, kann Spannung ob dessen, was die Zunge da wohl erwarten möge, wohl nur bei den Allerweltfremdesten aufkommen und konsequent überraschungsarm tritt auch der enthüllte Korpus des Riegels in Erscheinung, der sich äußerlich und olfaktorisch nicht vom nußlosen Original abgrenzen läßt.

Mundhaptik: Gleich beim ersten Anbiß bricht der Riegel mit der Marskonvention wie der Zahn mit der Nuss: das marsianisch-gewohnte homogene und leicht zähe Gleiten der Zähne durch Schokolade, Karamell und Candy-Creme wird durch das Durchknackenmüssen der in letztere eingebetteten halben und viertel Haselnüsse divertiert und auch beim Kauen kann man sich nicht mit lutschendem Zerschmelzenlassen begnügen, sondern hat einerseits die Nusssplitter zu zermalmen, andererseits aber auch mit einer anderen, unerfreulich trockenen, wattehaft ungeschmeidigen Konsistenz einer im Übrigen deutlich helleren, ungedeihlich fahl wirkenden Candy-Masse zurande zu kommen, die sich dem Zergehenlassen hartleibig versperrt und der das Quale "Cremigkeit" daher beim besten Willen nicht zuzueignen ist.

Geschmack: Sich mit den oben genannten Abstrichen nicht begnügend, hat auch der Geschmack des Riegels die Faxen seiner Erfinder, die man da am Original hat herumvandalieren lassen, arg zu büßen. Als wäre es nicht schon schwierig genug, beim normalen Mars aus lauter Süße die einzelnen Komponenten zu erschmecken, saufen bei dieser Mißgeburt alle Nuancen in einem unfeinen Tümpel aus verendeter Haselnussränze und fader, grober Candy-Blähsüße ab.
Der Einschlag also, dieser Anus... äh H-Nuß-Schrapnelle haben Mars schwer verletzt und aus dem stolzen, stattlichen Kriegsgott in praller Rüstung einen rachitischen Hänfling gemacht, der Speer, Schild und Beinschienen gegen Jäthaken, Schmutzränder unter den Fingernägeln und 'ne moosbefleckte Jutebuchse getauscht hat. "Jochen" wäre ein treffender Name für diesen Quader degoutanten Naschwerks und schon die alten Sagen wußten: Was Mars nicht nützt, das tut ihm weh, Nuß!

Fazit: Man möchte dem Riegel, passend zur Hintergrundfarbe zurufen: "Keine Experimente!" (wer will schon schwarz-grün?) und ich verlange: Geh, Nuß!