Freitag, 12. Januar 2018

Riegelverkostung - Munz



Die im folgenden getestete Riegelware wurde gesponsort von Christopher N. und wurde von ihm höchstselbst aus dem ulkigen Nachbarstaat im Süden importiert. Dafür Dank :)    

Was steht drauf: Prügeli weiß; Branche blance – Weißer Schokoladenstengel mit Pralinéfüllung

Hüftgoldfaktor: 266 Kalorien pro Prügeli, odrr?

Erster Eindruck: Es hat etwas zugleich militärisches und lächerliches (und mir ist die nicht unerhebliche Schnittmenge dieser beiden Formen der Daseinsfristung durchaus nicht unverborgen geblieben), wie es so daliegt, das robuste, schwere Stängerli in seinem Mäntlein im  Schweizer-Taschenmesser-Rot, darauf das lustige Additionszeichen von der Flagge jener Nation erztüchtiger und erzgeschäftiger Erz-Neutraler (desto neutraler, je höher der Goldgehalt im Erz) und sein lächerlicher Name „Munz“, dem gefühlt ein ‚Oberst’ vorangestellt und ein dicker Schnorres druntergemalt gehört. Zum konservativ-militärisch-zuchtmeisterlich-virilen Hautgout trägt überdies die Überbetonung der Weißheit des Produkts und seine morphologische Nähe zu primär einem Schlagwergzeug aber in zweiter untertöniger Annäherung auch einem Phallus bei, linguistisch erfaßt als „branche“, als rührend-verniedlichendes „Prügeli“ oder als „Stängel“.
Unterm Wappenrock kommt denn auch ein schlanker, akkurater, leicht oberflächengewellter Barren zum Vorschein, der in seiner vornehmen, an der Grenze zum kränklichen rangierenden weißschokoladären Blässe den strammen Waden noch des stolzesten Gebirgsjägers Ehre machen würde. Riecht man ganz konzentriert hin, und nur dann, ist ein all seine Inhalte fest verschließendes und für weiße Schokolade ansonsten typisches plastinöses Miniaroma zu merken

Mundhaptik: Mit einem dumpfen „Knack“, so zackig wie die stracks zur Stirne zum Gruß expedierte Hand, bricht Munz unter dem ersten Bisse ab und in den Mund, wo der Bissen sich dienstbeflissen und nicht unangenehm als dichte rauh-weiche Verzehrmasse verbreitet, die in der Hauptsache aus einer braunen Pralinéecreme mit dünnen Hüllen aus brauner und natürlich der äußeren weißen Schokolade besteht. So ergibt sich ein Kaugefühl, daß in etwa dem nachmittäglichen Bestandsbericht des 2. Schanzoffiziers aus dem 4. Aufklärungs- und pionierbrigadebattallions zur Koordinationsoptimierung der gesamtlogistischen Versorgungslage in Anschauung von Wetterlage und mitteleuropäischer Sommerzeit entspricht. Also durchaus nicht spannend und unzäh, aber doch mit einem entschlossenen, nachhaltigen Eindruck von Folgerichtigkeit und Notwendigkeit ausgestattet. Wie soll es sich denn sonst kauen? Wer Praliné sagt, muß auch B sagen.

Geschmack: Wie der Schneewalzer zum Abschluß des Tanzballs beim Zapfenstreich zu Ehren des aus dem Dienst ausscheidenden Vier-Sternli-Generals und Backenbart-Weltrekordlers Urs Rüebli-von-Zitzewitz, den man zu Transpiration sich bereits anschickend in einem überheizten und überdünsteten Saale tanzt, weil er eben obligatorisch ist, nicht weil man möchte und trotz der nicht unbeträchtlichen Menge halbflüssigen Käsefondues, das sich gerade und schon eine Weile, zusammen mit einem respekteinflössenden Konvolut darübergegossenen Birnengeists, seinen Weg durch die bereits mit dem Aufruhr liebäugelnden Eingeweide bahnt. Will sagen: das ganze hat etwas schwüles, schweres, mächtiges, unfrisches und bräsig-ungelenkes, dem aber, wenn es ersteinmal in Fahrt und Schwung gekommen ist, bei all seiner großen Süße auch etwas angenehm mildes, rührend-anheimelnd-argloses und in seiner Erwartbarkeit Beruhigendes innewohnt. Und trotz der reduzierten Maße dieses Hölmleins ist man nach seinem Verzehr nicht minder aufwendig ernährt, grenzgesättigt und in schwerleibiger Stimmung der Bettstatt zuzustreben aufgelegt als wenn das Alphorn-Korps zum Ende jenes Gelages und zur endgültigen Auskehr „My way“ spielt.

Fazit: Das Schweizer-Armeemesser unter den Schokoriegeln. Nicht cool, nicht hip, nicht trendy. Dafür schwer und treu und verläßlich und zur Not bringt es einen durch den Winter und wenn man ein Bein damit schienen muß. Darf in keinem Schweizer-Armee-Rucksack fehlen.