Dienstag, 3. November 2015

Riegelverkostung - Snickers Peanut Butter

Was steht drauf: “2 Squares filled with peanut butter, caramel & nougat and covered in milk chocolate - Now with 25% more peanut butter – save one for later”

Hüftgoldfaktor: 125 Kalorien, dat Square.

Erster Eindruck: Dieses arme Snickers muß was an der Leber haben, so gelb und knubbelig wie es daherkommt! Das dachte ich mitleidig, als ich diesen gedrungenen, doppelknolligen kleinen Speisekameraden für seinen großen Augenblick hervorholte, diesen ironischen Moment, in dem jenes „Kichert“  der Vollendung seines Zwecks und zugleich seiner vollständigen Vernichtung würde zugeführt werden. Durch die ungewöhnlich derbe, plastinöse Hülle lassen sich zweifelsfrei die beiden diskreten, batzenartigen, eckigen Verzehreinheiten palpieren und wenn man dann den ersten freisetzt, wofür deutlich beherzteres Hinreißen nottut als bei der fimschigen, mönchsbraunen Gugel des großen, besser bekannten Bruders, kommt ein schokoladiges, relativ glattflächiges, feistes Klötzchen hervor, welches irgendwie an aus den Fugen geratenes Konfekt erinnert.
Beim Geruch bleibt man traditionell und erwartungsgemäß und gestattet sich keine Kapriolen.

Mundhaptik: Hmm. Also diese Erdnussbutter - und ich sage das durchaus als Erdnussbutterenthusiast - ist ja mundhaptisch oft ein Problem, zu dessen Kompensation es allerhöchster Confiseurskunstfertigkeit bedarf, es kann also gelingen, muß es aber keineswegs  und in diesem speziellen Fall gerät die Komponente nachgerade zur Hypothek für das zu verkostende Riegelgut, für deren Sicherheit dringend ein grandioser Geschmack einzustehen hätte, doch dazu später mehr. Die wattig-trockene Kletsche der E-Butter ersetzt im Volumen hier zu gleichen Teilen die Erdnüsse am Stück, das Karammelfluidium und die Candycreme aus dem Klassikerriegel. Von allen dreien ließ man schon noch etwas übrig, aber beherrschend schwärt im Zentrum doch eine spacke Ader jener drüschen Nussschlotze. Daher kommt es, wie es so oft kommt: es fehlt an gleitender Schmatzigkeit, wird zu trocken-staubig-pappig und man malmt letztlich lustlos im hygroskopischen Elend herum und hofft auf Wiedergutmachung durch Geschmacksklimaxe.

Geschmack: Doch Fehlanzeige. Wie ebenfalls so oft, wenn ein Dilettant der Naschwerkkomposition mit so etwas heiklem wie Erdnussbutter sein Unwesen treiben darf, entgleitet hier auch der Geschmack. Man nimmt doch auch kein gut eingespieltes Symphonieorchester, wirft die Hälfte der Streicher, Holzbläser und die Pauke raus, um sie durch eine unflätige und ungeniert bratzende Blech-Horde samt Heavy-Metal-Schießbude mit getriggerten Doublebases zu ersetzen und wundert sich dann über das Ergebnis, wenn diese sich im Uffta-Uffta-Rhythmus Roberto-fucking-Blanco covernd durch die traurigen Reste dessen fräst, was die Überbleibsel der Originalbesetzung vom zweiten Satz der Pastorale noch zustande bringen. Obacht und nur, daß wir uns nicht falsch verstehen: absolut nichts gegen unflätige, laute Blechhorden, solange sie unter einem tiefen, riesenhaft erscheinenden Vollmond vor einem von tanzenden, wankenden Schwarzgewandeten liebevoll getragenen Sarg langsam durch die nach Zimt, Räucherstäbchen und Brathuhn duftenden, staubigen Straßen von New Orleans ziehen und dazu ein melancholisches Jazzlargo des Todes spielen. Aber so nicht!

Fazit: Wenn eines auf der Welt Jazz an falscher Stelle ist, dann ja wohl ein E-Buttersarkom in Snickers. Dassäh… geht nicht!




Freitag, 9. Oktober 2015

Riegelverkostung - Cow Tales

Was steht drauf: „Artificially Flavored Caramel Apple" (uh-oh)

Hüftgoldfaktor: 110 Kalorien dat Stück.

Erster Eindruck: Ja was bist Du denn für einer?! So ein kümmerlicher Murkel von einem Riegel, der vielmehr so eine Art schlankes, längsachsenrotationssymmetrisches Rölleken ist, geriet mir ja wahrhaftig noch gar selten unter die naschbereiten Griffel. Und die Merkwürdigkeiten erschöpfen sich auch keineswegs im Formate, denn überaus rätselhaft erscheinen auch der braunrot umrandete Name und die konkomitant auf die Hülle gedruckten Cartoons, die den braunen Schattenriß eines über einen rotumrandeten, weißäugigen und leicht zerdetscht daliegenden Halbmond qua Hopser hinwegsetzenden Milchviehs und eines halb von flüssiger Schokolade übergossenen Paradiesapfels, wie ihn Menschen meiner und vorheriger Generationen sowie Asoziale jeden Alters vom Rummelbesuch kennen.
Dazu der Name, der "Kuhgeschichten" bedeutet, aber ausgesprochen auch als "Kuhschwänze" verstanden werden kann, was aufgrund seiner Form zumindest etwas näherliegend wäre, stünde da nicht der Plural. Nun enthält das in dieses enigmatische Mäntlein gehüllte Naschwerk aber, glaubt man den aufgedruckten Ankündigungen, so gar keine (über wieviele Zwischenstufen auch immer) von der Kuh stammende Komponenten, keine Milch, keine Schokolade, kein Hack, kein Sirloin und kein gar nichts. Wasch soll das?
Es bleibt dem in dadaistische Verwirrung gestürzten Rezensenten mithin nur, schwurbulant herumzufabulieren, daß uns dieses Produkt offenbar die Mär von der Überwindung, also dem Sieg der (US-amerikanischen) Cow-Boys über den halbmondartig am Boden liegenden Mohammedaner aufbinden will .... und außerdem: Paradiesapfel mit Schoko.
Aus Verwirrung wurde nach dem Abstreifen jener fragwürdigen Hülle sogleich Verstörung, denn untermalt von höchst künstlichem und seine mangelnde Natürlichkeit durch penetrante Intensität ausgleichen wollendem Apfelgeruch ohne jede Karamellnote gafft einem unverhofft die blutrote Fratze eines augenlosen, mehlbestäubten Plattwurms aus einer feist durchfallbraun-glänzenden Karamellcuticula entgegen, denn genauso sieht der Riegel dieses Stänglein aus. Die Assoziation, daß einem ein derartig gestalteter Schädling aus der heimischen Mehldose entgegenquakt, während man gerade nichts ahnend einige Scheffel der beliebten Backzutat schöpft, um sie seinem im Entstehen begriffenen Kuchenwerk beizumengen, ist so potent, daß sie aus einem Gruselfilm stammen könnte.

Mundhaptik: Mmmhmmm, angenehm kauig mit genau richtiger abgemessener Zähigkeit. Nicht unähnlich, jedenfalls, wie Haribo-Lassos, nur eine Idee zarter und, ich vermute durch das Karamell, irgendwie auch leicht sähmig-cremig, was zu Beginn irgendwie unintuitiv und eine Spur beunruhigend wirkt. Man muß sich halt zwingen, nicht an zermalmten, blutroten Riesenwürmerbrei in der Goschen zu denken aber sobald man sich einmal an diesem Unbehagen vorbei in das Stangerl hineingekaut hat, ist's eigentlich recht angenehm, vielleicht so, wie wenn man zuerst zögert, sich in einen warmen, blubbernden Schlickpfuhl, dem sonderbare Dämpfe entfleuchen, zu setzen, es aber dann, wenn man erstmal drinhockt, ganz knorke findet.

Geschmack: Ja nun. Korrespondierend merkwürdig natürlich doch abermals nach initialem Geschmackskulturschock gar nicht mal so übel, sofern man kein grundsätzlicher Verächter ultraartifizieller Aromen in seinem Naschwerk ist, man nicht unbedingt auf harmonierende Geschmackskomponenten besteht und es einem gelingt, oben exemplifizierte Assoziationen im Keim zu ersticken. Unter dem Kunstapfel knattert lässig und untertönig ein nicht minder künstliches Karamellfähnchen und zusammen watschelt dieses ungleiche, bizarre Pärchen Arm in Arm und erhobenen Haupts vorbei an ungläubig dreinschauenden Geschmacksknospen in den Sonnenuntergang ... will meinen Schlund.

Fazit:  Joa wos woar jetzad noch des do herinnen? Mit anderen Worten:  Äh... wassäh?





Paradiesapfel mit Schoko
Kuh über Halbmond











mehliger Plattwurm

blutrote Plattwurmfratze



Samstag, 18. Juli 2015

Riegelverkostung – U-NO

Was steht drauf: „Rich creamy Chocolate – Rico Chocolate Cremoso“

Hüftgoldfaktor: 250 Kalorien dat Stück.

Erster Eindruck: Was will uns der Riegelschöpfer damit sagen? Das habe ich mich gefragt, als ich den Riegel in seiner an Alufolie erinnernden, silbrig-spiegelnden Hülle in Augenschein nahm. Ist das klug? Einem Riegel eine Verpackung anziehen, die den Esser in seine eigene vom Naschwunsch zerfurchte Fratze blicken läßt? Die großen weißen, blauunterlegten Buchstaben des Schriftzugs erinnern mich jedenfalls in Form, Farbe und Altbackenheit an die gute, altmodische BLOCK-Schokolade aus dem Backzutatenregal.
Und wie soll ich den Namen des Riegels verstehen? Soll er eine Anspielung auf das auf allen Campingplätzen dieses Planeten und in allen Ferienerinnerungen der Menschen meines Alters obligatorische Kartenspiel sein? Soll man es wie „You know“ aussprechen und wenn ja, wäre das doch aus philosophischer Sicht nicht überaus naßforsch? Man weiß ja vielleicht gerade, daß man nichts weiß. Qua Aufschrift aber zu suggerieren, daß man durch den Verzehr dieses spiegelnden Schlawiners zu einem Wissenden werde oder für die Inangriffnahme des Verzehrs gar bereits ein Wissender sein müsse, finde ich … sagen wir: keck.
Nun aber runter mit der Hülle: Ich hätte das gute Stück vielleicht essen sollen, bevor es mehr als einen Monat sein „best before“ überschritten hat und es eventuell auch nicht mehrmals in der Sonne schmelzen und erstarren lassen sollen. Sein arg ramponiertes Erscheinungsbild will ich ihm angesichts dieser Unbilden daher nachsehen. Sein intensiv schokoladiger Geruch weist jedenfalls auf hohe Kakaoanteile hin.

Mundhaptik: Als beiße man in eine Wolke. Leider in eine lauwarme, suppige Wolke aus Staub und Fett, die aus einem Kessel aufsteigt, in welchem übellaunige, arthritische und diabeteshalber einfüßige U-No-Hexen über einem prasselnden Feuer den armen Sarottimohren, nachdem sie ihn eigenhändig geschlachtet und entbeint haben, zu Sülze zerkochen. Was einem U-No, der unter der dünnen Schokohüllschicht vollständig aus jener elenden Schwammigkeit besteht, da in den Mund zumutet, hieße besser Oh-No und breitet sich rasch zu einer feisten, tranigen und auf schauderhafte Weise gaumenhaftsaugenden Pelzschmiere aus, die an die kränklichgelb ausgeflockten, öligen und schmatzenden Schwimmschäume aus den brackigen Becken übel beleumundeter Schmugglerhäfen erinnert, wo sie sich in der Peripherie spelunkiger Bierschwemmen-Hausboote um Abortrohre und Kombüsenverklappungsschächte herum ansammeln, im Takte der Gezeiten schwappen und wogen und irgendwann vermatscht mit grünen Algengespinsten an schimmeligen Molen pappenbleiben. Eigens zu betonen also, U-Nos Mundhaptik sei „unangenehm“, scheint daher so notwendig, wie fuderweise jener großäugigen Nachtvögel aus Batterien großrohriger Repetierhaubitzen in die hellenische Metropole der weißen Rosenherkunft zu ballern, wo im Angeschmack von U-No wohl selbst die Schaumgeborene Göttin einen Antrag auf Attributsänderung einreichen würde.

Geschmack: Jaja, sicher, die Schokolade schmeckt schon ganz unverkennbar vor und selbst die ruppige Behandlung, die ich meinem U-No-Exemplar habe zuteil werden lassen, haben den schieren Schokoladengeschmack nicht kaputtgemacht. Es schmeckt halt intensiv und nicht schlecht nach Schokolade, wie eine Mousse au chocolat in Riegelform. Nicht mehr aber auch nicht weniger.

Fazit: Man erlebt nicht alle Tage, daß einem ein eigentlich schöner Schokogeschmack von einer abenteuerlich widerwärtigen Mundhaptik kaputtzergruselt wird. Ein U-No-Verzehrtag ist ein solcher Tag.

 

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Sonntag, 7. Juni 2015

Riegelverkostung – Milky Way French Vanilla and Caramel


Was steht drauf: Rich Chocolate, Creamy Caramel, Smooth Nougat. Artificial Flavors.

Hüftgoldfaktor: 220 Kalorien dat Stück

Erster Eindruck: Weltraumtaxi Machiato. Daran erinnert mich auf den ersten Blick die taxibeige Grundfarbe der Riegelhülse, die aber genausogut als der mittleren Phase einer Latte Machiato (Milch mit bereits einigen wenigen Kaffeeeindiffundaten) entsprechend empfunden werden mag und der karamellen-hellbraune Galaxiennebel, der auf dem hellen Untergrund schwebend wohl kosmisch-milchstraßige Assoziationen wecken soll, in mir aber vor allem das geistige Bild wonnevoller Spiralen gerade in gemächlicher Einrührung befindlicher Crema hervorruft.
Leicht angeschrägt darüber prangt weißkontrastiert der förstergrüne, klassische Schriftzug, worunter der derart aufs wartende Vergnügen eingestimmte naschend sein Werdende einer  oben und unten durch jeweils eine dandyhaft gezwirbelte Schnurrbarthälftenlinie eingefassten, englischsprachigen Information teilhaftig wird, derzufolge eine geschmackliche Melange aus französischer Vanille und Karamell erwartet werden darf. (Riegelaussehen und Geruch übrigens wie bei handelsüblichen MilkyWay bzw. Mars)
Durch dieses Versprechen und die ganze Aufmachung fühlt man sich zurückversetzt an einen mit dem Sommer flirtenden Spätfrühlingsfrühabend in einer chicen französischen Stadt der belle epoque, wo man in einem populären Brasserie noch rasch ein koffeinhaltiges Heißgetränk zu sich nimmt, während Droschken und die ersten dieser modernen Automobilisten in ihren knatternden Kisten auf dem Kopfsteinpflaster vorbeiklappern, bevor einen der Kavalier de la semaine mit gewichstem Schnorres, Zierdegen an der Seite und Pomade im Haar zum brandneuen Cinématographen ausführt. Ich bebe vor Vorfreude….

Mundhaptik: Anbiß und Kauerlebnis könnten zarter, weicher und gaumenscheichelnder nicht sein, wenn einem von zartesten, arbeitsunbedürftigsten und in Stutenmilch und Gelee Royal zu vollendeter Geschmeidigkeit gebadeten Brahmanenhänden eine in einen Kokon aus feinstem Elbenhaar gesponnene Cumulus-Wolke in den Mund gebettet worden wäre. Wie ein goldener Wasserfall strömt aus der Abbißstelle das Karamellfluidium in der Farbe reifsten Weizens, auf dem vereinzelt noch bißhalber abgesprengte Schokoschollen schwimmen und fließt an der es bettenden reinweißen Lade aus fluffigem Nougatschaum herab, daß über diesen Anblick eine Ballade zu dichten man sich förmlich genötigt fühlt, die etwa so zu beginnen hätte:

Aus dunklen, braunen Hallen, aufgebrochen von des Kecken Biß
sich einst ein Strom aus Karamell, los, endlich in die Freiheit riß,
wo er in güld’ner Pracht und zähem Fluß in weiten Weltenraum
sich schnellte und dann fiel, am Bißrand seiner weißen Lade Schaum

Geschmack:  Ganz in den Vordergrund drängt sich nicht sondern wird Mlle. Vanille mit gebührendem Respekt der Vortritt gewährt, mag sie auch noch so unbourbonisch artifiziell sein. Auf der samtig-breiten, aber ausreichend zurückhaltenden Schaumsüße mit den arabesques au chocolat hie und da wirkt sie in ihrer unverdrossenen, klaren, leicht koketten aber unaufdringlichen Präsenz im besten Sinne altmodisch und stolz darauf, wie Omas knarzende Kaffeemühle mit der geschwungenen Kurbel und wie Großvaters Grammophon auf dem ein hölzerner, handbemalter Trichter den musikalischen Granden aus den Tiefen der Riefen der glänzenden Schellackplatten zu wahrer Größe und Zeitlosigkeit verhalf und zwar nicht trotz, sondern wegen des Kratzens, das dem eitlen Anspruch steriler Perfektion den Spiegel vorhielt, um sein Gesicht als Fratze zu entlarven.

Fazit: Also diese Milky-Wayer verstehen was von Riegeln. Alles richtig gemacht. Ein wundervoll aus der Zeit gefallenes, kosmisches Naschvergnügen.



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Freitag, 29. Mai 2015

Riegelverkostung - Oh Henry!

Nachdem die letzten Verkostungen ja nur so peu a peu hierhertröpfelten, hat mich das Schwesterherz nun mit einer ganzen und schon zweiten Fuhre Riegelware überschüttet. Das erste Exemplar aus dieser Sammlung begründet daher heute die "C-s Series 2":

Was steht drauf: 2 Peanutty Caramel Fudge Bars in Milk Chocolate

 Hüftgoldfaktor: 115 Kalorien pro Einzelriegel

 Erster Eindruck: Kill Billja Richter! Die Verpackung mit ihrem gelben Hintergrund und den großen serifenlosen, runden Buchstaben in Rot und dunkelbraun erinnern mich aufgrund der Farbmischung frappierend an das Kill Bill-Design und aufgrund der Schriftart und -form intuitiv an die (übrigens nie außerhalb von Parodien von mir zur Kenntnis genommene) 70er-Jahre Fernsehsendung "disco" mit Ilja Richter. Das ganze hat also einen coolen swinging-groovy-Vintage-Stil und macht irgendwie Lust darauf, das übliche auf einem Scherzug an einem gezackten Ende der Verpackung basierende Öffnungsmaneuver durch ein beherztes In-die-Luft-Werfen-und-mit-dem-stets-mitgeführten-Damaszenerstahlkatana-sauber-Aufschlitzen zu ersetzen, selbstverständlich zum Groove von The Tramps bzw. The Four Seasons.
Nach dem Aufschlitzen bzw. -reißen, umschmeichelt einen gleich eine angenehme Schokonote. Wenn man einen Einzelriegel, die für sich alleine genommen scho a weng kümmerlich anmuten, aus der Packung nimmt und näher beschnüffelt, können sich Riechepithel und korrespondierendes kortikales Areal neben der Schoki auch einer zarten Beerdnussung nicht entziehen.  Äußerlich, so von Form und Höhe/Breite-Verhältnis her, erinnert so ein Riegelchen am ehesten an ein aufgeschwemmtes Stückerl Raider allerdings mit etwas verworfener, zerklüfteterer oder verwachsener Oberflächenbeschaffenheit.

Mundhaptik: Oh Herny, wie fein! Es beißt und speist sich wie eine Mischung aus Raider (Format), Snickers (Kauigkeit mit Erdnusseinsprengseln) und einer Kleinigkeit CurlyWurly (karamellene Zähigkeit). Das Korpusgewölbe ist regelrecht vollgestopft mit allem, was gut und rechtens ist: dicht gedrängt harren die Nüsse der Erde innig an die dünne Schokohüllschicht geschmiegt des Essers und sind dabei gebettet auf eine überaus angenehm leichtzähkauige Karamelcreme. Insgesamt ergibt sich damit eine vorzügliche Mundhaptik: ein Knacksen hier, ein flaumiges, vollmundiges Zerdetschen eines Cremebatzens da, dazu ein salzvermitteltes Zungenbitzeln und der angenehme Schmelz hochwertiger Milchschokolade. Oh Henry, Du alter Charmeur und Gaumenschmeichler!

Geschmack: Im Prinzip wie Snickers. Doch gestatten Sie, daß ich etwas extemporiere: um den Zusammengang der Komponenten in ihrer Stimmigkeit zu preisen, ist vergleichshalber am ehesten ein feines, barockes Adagio heranzuziehen. Auf dem dunklen, ruhig pulsierenden (und durch die gemächlichen Wiegebewegeungen des Kauapparates mechanisch entsprochenen) Generalbaß des wohligen Erdnussgeschmacks breiten die sanften Schwingen der Karamellcreme wie liebliche Streicher ein ätherisch-leichtes, doch dichtes Gespinst aus, so daß ein Rahmen, eine Bühne, eine festliche Monstranz aus Geschmack entsteht, worin kostbar stets und exquisit, zurückhaltend doch unverkennbar oboenhaft ein Schokoladenklanggeschmack aufsteigt, dort kurz verharrt nur und sich zeigt und wieder sinkt und doch nicht ganz verklingt und nochmals steigt und wieder für uns singt, bis Stücks und Riegels Ende ihn schließlich zum verstummen bringt.
 
Fazit: Ei verbibscht, dös is legger.


Montag, 25. Mai 2015

Riegelverkostung - ToffeeCrisp

Diesen Freund nahm ich in einem English Store mit.

Was steht drauf: Nestlé ToffeeCrisp

 Hüftgoldfaktor: 196 Kalorien dat Stück

 Erster Eindruck: Hmmm, trotz seines auffallend signalorange gefärbten Mäntleins mit der braunumrandet gelben Sans-Schrift, die in ihrer glatten Rundlichkeit wohl schon zerschmelzendes Toffee andeuten soll, wirkte das Riegelchen irgendwie unscheinbar im Regal des Englandladens, wo ich es erwarb. Vielleicht so, wie eine in die Jahre gekommene Bordsteinschwalbe, die zwar noch immer auf diese Art des Broterwerbs angewiesen ist, sich aber zu ihrem eigenen Vorteil vom direkten Licht unter den Laternen fernhält, um im Zwielicht, das gütig mehr verbirgt als preisgibt, eine Illusion aufrechterhalten zu können, die im direkten ungnädigen Vergleich mit jüngerer, frischerer Auslegeware ver... nun..."puff"en müßte.
Unscheinbar, fast schon ein wenig Richtung billig ausgelenkt, ist auch der Schokogeruch, der sich nach Öffnung erst dann bemerkbar macht, wenn man ganz nahe heranriecht. Da ist etwas wenig wertiges, unvollmundiges, verbrauchtes, discountpralineskes in diesem Geruch. Passend dazu, daß der Korpus meines Exemplares schon beschädigt und aus einigen Rissen das Toffeefluidium ausgeblutet war und den Riegel mit der Umverpackung verbacken hatte, so daß er in seiner Hülle nicht verschieblich ist, sondern freigerissen werden muß. Der Korpus selbst ist unspektakulär geformt wie ein liegendes D, die Oberfläche jedoch von verstörender Unruhe, die an ungute Schäume oder unheilverkündende Vibrationswellenmuster erinnert.

Mundhaptik: Ein gezähmter, nein ein gebrochener Löwe: daran mußte ich als erstes denken, weil mich ToffeeCrisp kurz an Lion erinnerte und doch auch nicht. Zuerst durchbeißt man eine dünne Karamell- oder Toffeeschicht und dann tritt der "Crisp" in Gestalt von in ein nougatartiges Interstitium eingebetteten Cereal-Spheoriden in Erscheinung, die zwar leidlichen knispern und knapsern, jedoch unweigerlich eine unvorteilhafte Puffreis-Assoziation hervorrufen. Leider ist auch das interstitielle Nougat von unschmeichelhaft trockener, gipsiger Konsistenz, so daß sich insgesamt, bei völligem Fehlen eines etwa lionhaften Bißes, eine schmierig-pastöse, knusperdurchsetzte Zermalmungsmasse ergibt, die ungustiös und etwas ordinär aber jedenfalls konsistent mit dem randständigen Erscheinungsbild ist.

Geschmack: Es hätte so schön sein können, denn eigentlich passen die Komponenten gut zueinander und ist auch die Idee der Zusammenstellung eine schlechte nicht. Doch gut gemeint ist zu wenig für einen guten Riegel und so versickert das Potential von ToffeeCrisp ungenutzt durch die Lecks, die  minderwertige Zutaten und womöglich unsachgemäße Lagerung un mangelnde Frische in das mir vorliegende Produkt geschlagen haben. In der Folge wirkt der Geschmack verblichen und so unfrisch wie die Oberbekleidung eines Punkers, ja konjunktivisch, wie all die vergebenen und eben nur solche gebliebenen Möglichkeiten im Leben jener den Zenit überschritten und die letzte Umkehrmöglichkeit verpasst habenden, so heute nur noch aus dem Halbschatten heraus sich anbietenden Dame mit Penetrationshintergrund mit dem leicht zerlaufenen Kajal, verschmiertem Lippenstift, abblätterndem Nagellack und den Laufmaschen im Feinstrumpf, die auszubessern diese verzagte Sisypha, die ihren Kampf gegen den Gipfel verlor, einfach keine Kraft mehr hat.

Fazit: Was hätte alles aus diesem Riegel werden können? Er hatte soviel Potential! Und nun, sieh ihn Dir an: liegt herum, mit dieser ordinären Verpackung und muß sich jedem dahergelaufenen Esser anbieten wie ToffeeCrisp, um überhaupt noch mal in einen Mund gesteckt zu werden. Traurig, sowas.














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Sonntag, 8. Februar 2015

Riegelverkostung - Mars Hazelnut

Lang ist sie her, die letzte Verkostung, so daß eine meiner zahlreichen Leserinnen sich veranlasst sah, mir mit der Aushändigung der nun zu verkostenden Riegelware die Schaffung eines neuen Werks zur - bittesehr! - unablehnbaren Aufgabe zu machen.

Was steht drauf: Limited Edition

 Hüftgoldfaktor: 229 Kalorien dat Stück.

 Erster Eindruck: Eindeutig ein Marsriegel: davon kündet der charakteristische rote, goldumrandete Schriftzug auf tiefschwarzem Grund, der mir seit frühesten Kindheitstagen so vertraut und sicher eine Anspielung auf den ebenfalls rötlichen und ebenfalls nach dem römischen Kriegsgott benannten Planeten ist, der

nur schwach vom fernern Schimmer noch umgoldet
der Sonne, seine ew'gen Bahnen zieht,
durch kalte und pechschwarze Nacht des Alls,
wo man blurot, allein ihn wüten sieht.


Oder so... Doch auf diesem Produkt darf er den schwarzen Raum nicht allein beanspruchen, sondern hat in der linken oberen Ecke der Anpreisung von begrenzter Verfügbarkeit bei simultaner Ausgewähltheit zu weichen. Die rechte Hälfte der Verpackung wird gar von frech-diagonalen, hoffnungsgrünen Powerstreifen beherrscht, die den Schriftzug unterbetten und vermutlich dem Verzehrbegierigen die natürliche Pflanzlichkeit derjenigen Komponente dieser Riegelsonderform illustrieren sollen, die er in englischer Sprache unter dem Markennamen als "Hazelnut" konkretisiert vorfindet. Für die des Farbensehens und des Englischen gleichermaßen Unkundigen ist rechts daneben sicherheitshalber noch eine halbe und eine ganze Haselnuss in Schale abgebildet.
Da nun sicher fast ein Jeder Mars und Haselnüsse kennt, kann Spannung ob dessen, was die Zunge da wohl erwarten möge, wohl nur bei den Allerweltfremdesten aufkommen und konsequent überraschungsarm tritt auch der enthüllte Korpus des Riegels in Erscheinung, der sich äußerlich und olfaktorisch nicht vom nußlosen Original abgrenzen läßt.

Mundhaptik: Gleich beim ersten Anbiß bricht der Riegel mit der Marskonvention wie der Zahn mit der Nuss: das marsianisch-gewohnte homogene und leicht zähe Gleiten der Zähne durch Schokolade, Karamell und Candy-Creme wird durch das Durchknackenmüssen der in letztere eingebetteten halben und viertel Haselnüsse divertiert und auch beim Kauen kann man sich nicht mit lutschendem Zerschmelzenlassen begnügen, sondern hat einerseits die Nusssplitter zu zermalmen, andererseits aber auch mit einer anderen, unerfreulich trockenen, wattehaft ungeschmeidigen Konsistenz einer im Übrigen deutlich helleren, ungedeihlich fahl wirkenden Candy-Masse zurande zu kommen, die sich dem Zergehenlassen hartleibig versperrt und der das Quale "Cremigkeit" daher beim besten Willen nicht zuzueignen ist.

Geschmack: Sich mit den oben genannten Abstrichen nicht begnügend, hat auch der Geschmack des Riegels die Faxen seiner Erfinder, die man da am Original hat herumvandalieren lassen, arg zu büßen. Als wäre es nicht schon schwierig genug, beim normalen Mars aus lauter Süße die einzelnen Komponenten zu erschmecken, saufen bei dieser Mißgeburt alle Nuancen in einem unfeinen Tümpel aus verendeter Haselnussränze und fader, grober Candy-Blähsüße ab.
Der Einschlag also, dieser Anus... äh H-Nuß-Schrapnelle haben Mars schwer verletzt und aus dem stolzen, stattlichen Kriegsgott in praller Rüstung einen rachitischen Hänfling gemacht, der Speer, Schild und Beinschienen gegen Jäthaken, Schmutzränder unter den Fingernägeln und 'ne moosbefleckte Jutebuchse getauscht hat. "Jochen" wäre ein treffender Name für diesen Quader degoutanten Naschwerks und schon die alten Sagen wußten: Was Mars nicht nützt, das tut ihm weh, Nuß!

Fazit: Man möchte dem Riegel, passend zur Hintergrundfarbe zurufen: "Keine Experimente!" (wer will schon schwarz-grün?) und ich verlange: Geh, Nuß!