Freitag, 15. März 2013

Riegelverkostung - Bobby

Was steht drauf: Seit 1967 - Made in Austria - Karamel / "Feine Karamelcreme, bestreut mit Weizenreiscrispies, mit Milchschokolade überzogen"

Hüftgoldfaktor: ist dem Österreicher egal

Erster Eindruck: Damit sollte der Bobby mal zum Arzt! Ja, das war wirklich mein erster Eindruck, da die Oberfläche des recht aber nicht raidereinzelriegelmäßig schmalen Riegels intensiv an die dermatologischen Auswirkungen einer Variola-Infektion erinnert. Das liegt sicher, man entnahm es ja der Beschriftung, an den eng an eng gereihten und schokofixierten Puffreisglobuli direkt unter der Oberfläche von Bobby.
Apropos: wieso überhaupt Bobby? Die Umverpackung zeigt doch eindeutig eine piktographische Darstellung zwar eines britischen, jedoch mit Monokel, Dandyschnorres, Melone und Fliege eher Gentlemans als Schupo, die ja vom Volksmund "Bobby" geheißen werden. Vielleicht hat man das in den 60ern in Österreich nicht so genau genommen oder es ist Ausdruck einer etwas ungeschlachten Neigung zum Nationenklischee? Vielleicht soll es aber auch nur der Spitzname des piktographierten Gentlemännleins sein, das demnach Robert hieße? Man weiß es nicht.
Riechen tut Bobby jedenfalls nach karnevalsumzugsmäßiger Billo-Milchschokolade, von Karamel ist nüscht zu bemerken.

Mundhaptik: Der erste Anbiss erzeugt ein kurzes Anknuspern durch die Puffreiselemente, wird dann aber akustisch durch die erdnussbutterartige Konsistenz der direkt unter der einglobulusdicken und nach unten durch eine Schokolamelle begrenzten Crispieschicht angeordneten Karamelmasse gedämpft. Diese hat auch ansonsten eine ähnliche mundhaptische Qualität aber auch Farbe wie die Nussbutter und ist als Vertreterin des Karamelthemas irgendwie unintuitiv: sie ist weder gülden, noch fließend, dafür stumpf und bräsig. Insgesamt kaut sich Bobby unspektakulär: man malmt so auf der dumpfen Karamelmasse herum, kontinuierlich arabeskiert durch kleine Puffreis-Hihats.

Geschmack: Vor allem süß. Und merkwürdig. Ein wenig Schokolade, klar, Puffreis schmeckt man ja eher weniger, vielleicht eine Winzigkeit, aber von Karamell keine Spur. Nur diese träge, ungelenke Süße. Und wo kommt denn diese zwar fast unterschwellige aber eben doch noch bemerkbare und freilich irritierende Marzipannote her? Irgendwie ist die Zusammenstellung von Bobby ein wenig verunglückt, so recht wollen die Komponenten nicht zusammen passen und es entsteht bei mir das ferne Echo des geschmacklichen Eindrucks solcher Produkte, die man vor Jahrzehnten aus den Tüten zu klauben pflegte, welche man zuvor jenen hingehalten hatte, von denen man sich eine einschlägige Reaktion auf die Forderung nach "Kamelle" erhofft hatte. So schmeckt man doch nicht als Schokoriegel. Das ist ja... bizarr!

Fazit: Ein merkwürdiges und durchaus verzichtbares Riegel-Konglomerat. Man muß sich fragen, ob die österreichische Schokoriegellandschaft derart verarmt ist, daß sich ausgerechnet dieses bizarre Produkt seit 1967 dort halten konnte.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen