Samstag, 4. Mai 2013

Riegelverkostung - Dumle snacks

Was steht drauf:  nix. Firma Fazer hält das Produkt vermutlich für selbsterklärend oder will dem Essanwärter nicht die Spannung verderben

Hüftgoldfaktor: 190 Kalorien dat Stück.

Erster Eindruck: Irritierend. Obwohl der Riegel von geringer Größe und Gewicht ist, suggeriert der Plural im Untertitel doch eine Naschmehrheit. Und zur roten Grundfarbe mit blauen Enden die durch zusätzlich aufgedruckte weiße Sterne mühelos den Eindruck US-amerikanophiler Approximation erweckt, mag der merkwürdige Name des Riegels mit seinem allzuschwäbischen Suffix nicht recht passen. In meinen Ohren klingt er, wie eine, auch noch falsch geschriebene, dafür nur halb verletzend und halb zärtlich gemeinte Verbalinjurie aus dem Dialekt jenes Ländles, dessen Bewohner auf die Frage, ob sie denn kein Hochdeutsch können, wahrscheinlich sich veranlaßt sähen, zu antworten: „Ha, noi, Du Dum(m)le!“
   Die Entfernung der Verpackung offenbart einen pockig-flachen, leicht brückenförmig hochgewölbten  Korpus, der einen Standardschokogeruch verströmt, worin aber eine Winzigkeit cerealoider Beitragung mitschwebt. In der Tat: bei den die Gleichmäßigkeit der Oberfläche durchbrechenden Pocken handelt es sich allem Anschein nach auch um Reiscrispies.

Mundhaptik: Beim Abbiss wird dann das mangels Ankündigung durch eine Beschriftung noch bestehende Geheimnis, was Dumle wohl für den Verzehraspiranten bereithalten mag, gelüftet: nach sanftestem Widerstand der Reiscerealspheroiden, die, in einfacher Reihung den Schwung des Korpusbogens nachzeichnend, knuspernd nachgeben, gelangen die Beißwerkzeuge ins Innere Dumles, eine durch die Flachheit des Rigels volumenarme Toffee-Schicht, deren Konsistenz in etwa mit jener des Inhalts von Rolo-Pastillen übereinkommt. Das ganze kaut sich recht angenehm, da sich die knuspernden günstig mit den zäh-kauigen Anteilen des Riegels ergänzen und die einzelnen Bissen durch das Riegelformat ein mundfreundliches Format erhalten.

Geschmack: Irgendwie eigen. Beherrschend im Gesamteindruck ist zweifellos der Toffeekern, doch schmeckt die Dumle-Variante jenes ja in zahlreichen Riegeln anzutreffenden Naschwerkelements anders, als anderswo. Da ist freilich etwas karamellenes und sahniges, doch bleibt es bei zwar deutlichen jedoch nicht recht faßlichen Andeutungen, da, ich vermag es nicht anders zu beschreiben, die charakteristischsten Ausschläge jener Individualien im Gesamtpherogramm des Dumle-Geschmacks durch eine melancholisch wirkende Muffigkeit unter die Schwelle konkreten Erkennenkönnens abgedämpft werden. Die so entstandene Fehlstelle wird zwar durch schmeckbare Beiträge der Reiscrispies ausgebessert, was nur die Geschmacksfülle nicht aber –schlüssigkeit rettet, so als ersetzte man drei ausgefallene Fagottisten im Orchestergraben durch eine Zahl faßbrüstiger Grobiane, die „Pompompom!“ rufen.

Fazit: Dumle ist nicht schlecht aber eigen, voller Widersprüche und Ungewohntheiten. Ein Riegel wie ein Fagottsolo.



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