Die vorliegende Riegelnaschware wurde von der muy estimada Señora Jaqui aus dem Land der Inka importiert und mir zu Verkostungszwecken freundlichst zur Verfügung gestellt. Dafür Dank.
Was steht drauf: Barrita extruída rellena con crema y bañada con cobertura sabor chocolate
Hüftgoldfaktor: 96,9 Kalorien dat Stückchen
Erster Eindruck: Den wahrscheinlich kleinsten, jedenfalls aber äußerst murkeligen, zu kurz gekommenen, amputiert, geschrumpft, minimiert und miniaturisiert wirkenden und für seinen intendierten Einsatzzweck wohl zutreffend als verhungert zu bezeichnenden Riegel, besser Riegelleinchen, ausgerechnet „Cañonanzo“, also „Kanonenschlag“ zu taufen, entbehrt selbstredend nicht einer gewissen Komik, für die der Vater dieser Zeilen überaus empfänglich ist und die ihre Entsprechung darin hätte, nennte man den heimischen Kanarienpiepmatz „Beowulf, den Weltenzerschmetterer“, sein spinatfarbenes Hollandrad mit Klackerperlen an den Speichen, Eiern in den Felgen und 2-Takter-0,3-PS-Mariahilfsmotörchen „fette Harley“ und den Pennymarkt zwischen Abdelsalims „Alles-musse-rausse“-Teppiche und dem Reformhaus „Schnagelmann“ im Ömmelweg im Brackwedervorort Maukendorf „World-Trade-Center“.
Zieht man dem Minimann sein knallrot-auffälliges Plasteleibchen ab, offenbart sich ein kleiner Kloben, der mit seiner unregelmäßig-knolligen Oberfläche, seiner brauen Farbe und der unmißverständlichen Wurstform eine Assoziation hervorruft, die so entsetzlich unfein ist, daß wir sie lieber „wegdrücken“ (Verzeihung!) und uns fragen wollen, ob vielleicht dieser schokolierte Naschwicht einfach so lecker ist, daß sich sein peruanischer Schöpfer beim Stapellauf (oder wie man immer eine Riegelerstverkostung nennen mag) dachte: Dunnerschlach! oder eben auf Peruanisch: Cañonazo, noch eins“
Mundhaptik: Es krachknuspert leidlich drauf los, wenn man hier zubeißt. Im Inneren unter der verblichenen Schokoschicht, in die allenthalben Cerealspheroide eingegossen wurden, findet sich ein langer einen Hohlraum umschließender Zylinder, der aus einer Art spongiformen, sehr trockenen keks- bzw. salzstangeninnerenartigen Materie besteht und in sich, somit die mittige Längsachse des Riegels bildend, eine Art Schoko- oder Kakaomassenader einschließt, die sich, nachdem man jene krachend niedergekaut hat, ganz kurz und dann cremig-weich imponierend bemerkbar macht. Auch das hat nicht viel mit einem Kanonenschlag zu tun; allenfalls mit dem, was einer ausrangierten, nicht mehr ganz dichten Haubitze aus Kolonialzeiten entfleuchen würde, wenn sie mit alt und feucht gewordenem und mit Nasenhaaren, Sägemehl und Hoffnung auf bessere Zeiten verschnittenem Schießpulver aus dem schimmeligen Keller des Schießpulvermuseums in Valladolid gestopft und jenes mit einer blakenden Hirschtalg-Tranfunzel entzündet hätte.
Geschmack: Man wird kaum bas erstaunt sein, daß auch der Geschmack dieser Kanonade kaum taugt, Atahualpas Festungsmauern niederzubrechen, noch Begeisterungs- oder sonstige Stürme auszulösen. Dieses mau-flaue, unterdimensionierte, unstimmige, unkoordinierte Durcheinander irgendwie rachitisch und holzbeinig daherkommender Geschmackskomponenten, deren beste beiden nurmehr „culo & federico“ sind, läßt mich nun endlich begreifen, daß es sich bei diesem verhärmten Naschwürschtel eben nicht um ein Schießgerät der Iberer handeln soll, sondern daß es den Widerstand des Inkareichs gegen ebenjene hüttenkäsefarbenen Fremdlinge symbolisiert. Jetzt ergibt alles einen tragischen Sinn. Auch historisch.
Fazit: BAM, Junge. Was für 1 Rohrkrepierer!!!












