Diese Riegelware wurde mir vom stets mit dem Finger den Puls der Zeit fühlenden Martin W. zur Verkostung zur Verfügung gestellt. Dafür Dank.
Was steht drauf: Milchschokolade mit 40% Pistazien-Creme-Füllung und gerösteten Teigfäden
Hüftgoldfaktor: 165 Kalorien dat Stück
Erster Eindruck: Ich hatte gehofft, mich dem 2024er „Hype“ um des Dubaiers Schokolade entziehen zu können, dem Verfallene dem Vernehmen nicht nur meterlanges Schlangestehen vor Spezialorten, wo jene feilgeboten wurde, sondern gar Raufhändel um letztverbliebene Stücke in entsprechenden Lokalitäten in Kauf nahmen. Doch nicht nur stieß mich dieser Hype (wie jeder andere auch) ab, es reizten mich auch weder besonders die allerorten verkündete Zusammensetzung des Produkts noch das aus unerfindlichen Gründen namengebende Kackland, das wohl ehrlicher „You buy!“ hieße.
Dennoch gelangte auf verschlungenen Pfaden (die auch durch die Hände eines deutschen Importeurs führten, der überaus dankenswerter- wie hervorragenderweise den Namen „Naschimann“ trägt) ein 30g-Riegelwinzling von der Türkei bis auf meinen Rezensiertisch. Und da liegt er nun, der einhüllende Burnus längs in ein grünmetallic und ein weißes Feld geteilt, darauf der angebissene Riegel mit herausquellender neongrüner Mampfmatsche nebst ein paar verstreuter Pistazien abgebildet sind. Unter der Hülle kommt ein scharfkantiger, trapezquerflächiger Schokoquader zum Vorschein, dessen Oberfläche dreigeteilt und mit schmucken eingravierten Intarsien verziert ist. Ob es sich bei diesen um verschriftliche Hilfegesuche von Sklavenarbeitern aus einer dubaiakischen Schokoladenmine handelt, vermag ich als des Intarsinesischen Unkundiger nicht zu sagen. Jedenfalls steigt vom kleinen Quader sogleich ein angenehmer Schokoduft zur Nase auf, der etwas schweres, fülliges, nuß- bzw. nougatartiges in sich trägt.
Mundhaptik: Ob der Dubayer an Pistazie sparen muß oder wollte, kann ich nicht eruieren, Fakt aber ist, daß ein erklecklicher Volumenanteil dieses Riegels aus mundhaptisch angenehm cremig-nachgiebiger, bißdezelerierender Schokolade besteht, die man zahnschneidend zu durchtrennen hat, bis der Biß in ins eher flache grüne Gewölbe von und zu Pistazialien eindringt, dabei eine leises, weiches Abknapsgeräusch erzeugend. In die grobstollig-matschig imponierende, keineswegs neon- sondern eher fahlgrüne Masse eingebettet finden sich bei nahem Hinsehen wahrhaftig vereinzelte hellbräunliche Einsprengsel, die mutmaßlich jene „gerösteten Teigfäden“ darstellen sollen und beim Kauen in einer ansonsten mundhaptisch amorphen, schmierpastösen Kletsche ein leises, zurückhaltendes leicht knarzendes Geräusch und Gefühl erzeugen.
Geschmack: Schokolade mit Pistazie halt. Wenn mir die
Bayern und insbesondere die aus Du nicht so unsympathisch wären, wäre mir
vielleicht die Assoziation vom die Wüste durchquerenden Nomaden gekommen, der
bei der nächtlichen Rast an einer Oase in der rasch sich abkühlenden Wüste, da
ihm die Kälte bereits in die müden Knochen kriecht, sich einen Becher
Schokoladentrunks über dem Feuer erwärmt; und wie er in einen süßen Teigfladen beißt
und sich kauend mit einer Hand seine Kamelhaardecke fester um sich zieht und
sich dann behaglich an den Pistazienbaum, an dem er sein Lager aufgeschlagen
hat, anlehnt; und wie ihm dann durch einen Windhauch in sternenklarer
Wüstennacht eine Handvoll Pistazien in den Schoß geweht werden, die er sogleich
schält und sich zu den Teigfladenresten in den zahnarmen Mund schiebt; und wie
er dann, um sich das Kauen zu erleichtern, einen guten Schluck seiner schweren,
dicken, heißen Schokolade zugießt und ihm bei der sich nun entfaltenden Geschmacksmelange
ein Idee für ein Naschwerk kommt, die von Generation zu Generation weitervererbt
und irgendwann zur erfolgreichen „Dubai-Schokolade“ wurde.
Diese Assoziation kommt mir aber nicht; stattdessen hat sich das ganze höchstwahrscheinlich eine KI ausgedacht, nachdem das Dubai-Pendant eines Marketing-Fynn-Leons ihm folgenden Prompt gab: „Generiere ein Naschwerk, das sich im Westen wie geschnitten Fladenbrot verhökern läßt, idealerweise für absurd hohe Preise, darf ruhig ganz lecker sein, und drin sein soll, wat wech muß - klatsch einfach „Dubai“- davor, dat passt schon“.
Fazit: Ein Schokoriegel mit Pistazienfüllung. Ganz lecker, hat aber NIX mit Dubai zu tun und wer DAFÜR Schlange steht und batzenweise Zaster locker macht, hat die Socken offen und/oder zieht Nebenluft.


