Samstag, 18. Mai 2013

Riegelverkostung - Zetti Fetzer

Was steht drauf: Zartes Karamell auf einer luftig-lockeren Candy Creme umhüllt von Milchschokolade (also das Mars des Ostens?)

Hüftgoldfaktor: ist dem Ossi urst egal (nü gloor!)

Erster Eindruck: Als erstes springt natürlich die Dichotomie von Name und Aufmachung ins Auge. Trotz des von Zettis kecken Ostverpackungsgestaltern, die ihr Verzehrwarenumhüllungsgestaltungsdiplom noch am Volkskunst- und Ver- und Gebrauchswarenverzierungsanfertigungs-Ausbildungskombinat Zwickau gemacht haben, vorgesehenen und noch kecker vom F-Oberstrich von "Fetzer" unterbrochenen Z-Unterstrichs, erscheint "fetzig" bei Inaugenscheinname der Verpackung von "Zetti Fetzer" als die abwegigste aller möglichen Assoziationen. Genau genommen kündet die Ansicht von einem Riegel, der so sehr einen spröden Reform-, wenn nicht Sanitätshauscharme, den zu übertünchen man als lahmen, wie entlarvenden Versuch zu Peppigkeit und Volksnähe den i-Punkt herzförmig gemacht hat, ver- äh.. kleckert, der so sehr in seiner verweigernden, asketischen, lebertraneuphemisierenden Schlichtheit anzudrohen scheint, daß das, was nun kommt, gut für einen ist, daß man sich bereits vor Öffnen der Packung hingebungsvoll das noch nicht einmal vermisste pralle, feiste Schlechte zurückzuwünschen beginnt.
Doch wollen wir fair sein und erst einmal die Packung öffnen. Es erwartet einen, was die Beschriftung schon nahelegt: ein Schokobarren, der frappant an Mars erinnert, sowohl in Farbe als auch Oberflächenaufwühlung und woran auch die geringe Abweichung im Format, der Fetzer ist etwas flacher, nichts zu ändern vermag. Man riecht zunächst nichts, doch wenn man genauer hinschnüffelt, tritt der Schokogeruch deutlich weniger wertig in Erscheinung als beim kriegsgöttlichen Kollegen, in etwa, wie der Mantel eines von unnamhaften Herstellern im Spätsommer schon ergossenen Schokoladennikolaus' röche, der ihn nach einem Gewaltmarsch durch den Taunus, mit dem er sich erfolgreich dem weihnachtszeitlichen Kinderverzehr entzogen hatte, in einen ungelüfteten Schrank gehängt und dort vergessen hatte.

Mundhaptik: Es wird an meinen Naschexperimenten Anteilnehmende nicht wunder nehmen, daß Zettis Fetzer, bei ähnlichen Inhalten und ähnlicher Form auch dem Munde ähnlich anmutet, wie Mars. Das ganze beißt und kaut sich eine Kleinigkeit leichter und fluffiger, was sowohl mit dem geringeren Durchmesser, als vor allem auch mit der deutlich schaumigeren, luftigeren und ganz hellen, fast weißen Candycreme zu tun hat. Alles andere, d.i. die Dicke und Knackigkeit der oberen Schokoschicht, die Menge, Haptik und Zähigkeit des Karamells und die Fäden beim Abbiss sind für mich nicht von Mars zu unterscheiden. Vielleicht wäre daher ein besserer Name als "Fetzer", auch hinsichtlich der sozialistischen Gesinnung die die Genossen Nachbarn zu Zeiten der Schöpfung dieser Nascherei noch innegehabt haben dürften, Zettis "Roter Planet" gewesen. Nun ja...

Geschmack: Gar nicht mal so übel. Den errochenen Schokomuff schmeckt man nicht und auch insgesamt erweckt zumindest des Fetzers Geschmack nicht den Eindruck, als müsse gespart und gedarbt werden und ich fühlte beim Essen auch keinen Neid auf den imperialistischen Klassenfeind in mir aufsteigen, denn der Fetzer schmeckt zwar nicht fetzig, doch wie ein solider, einfacher Schokoriegelfreund. Nicht ganz so gut wie Mars, weil die Candycreme irgendwie eine leicht plastinär-discountäre Unternote hat und die Schokolade zwar nicht schlecht aber auch nicht der wahre Jakob ist.
Dennoch wird man, interviewte man einige der Tapferen, die damals "rübergemacht" haben, ob ihrer Gründe für derartige Waghalsigkeit, vermutlich nur selten zur Antwort bekommen: "um endlich nicht mehr Zetti Fetzer fressen zu müssen"

Fazit: Das Mars für Arme wäre ungerecht. Eher das Mars der zu Unrecht Unterbezahlten, der Antikapitalisten, der ehrlichen und unverschuldet Prekariatären, das Mars derer, für die Anderssein so fetzig ist, daß es Fetzer sein muß.


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